Viag Interkom verkauft Internet-Geschäft

Tiscali holt im Provider-Wettlauf auf

20.04.2001
MÜNCHEN (CW) - Der italienische Internet-Service-Provider Tiscali, nach T-Online der zweitgrößte Anbieter von Zugängen zum Internet in Europa, übernimmt den Festnetz-Internet-Bereich Planet Interkom von Viag Interkom.

Nach dieser Vereinbarung wird Tiscali Viag Interkom einen Betrag von 15 Millionen Euro in bar zahlen sowie 4,142 Millionen neue Tiscali-Aktien überlassen. Auf Basis des Schlusskurses der Tiscali-Aktie vom 10. April hat das Geschäft einen Wert von 77,6 Millionen Euro. Die Transaktion muss noch von den Aktionären genehmigt werden. Sie soll jedoch voraussichtlich zum Ende der ersten Jahreshälfte 2001 abgeschlossen sein.

Mit der Übernahme von Planet Interkom kommt Tiscali seinem Ziel, in allen europäischen Märkten zu den drei größten Anbietern zu gehören, deutlich näher. Zusammen mit den 685000 aktiven Nutzern von Planet Interkom erhöht sich die Kundenzahl des italienischen ISP auf insgesamt 1,2 Millionen, so dass er in Deutschland nach Marktführer T-Online, AOL und der Mobilcom-Tochter Freenet auf den vierten Platz vorrückt. Europaweit verfügt Tiscali nach eigenen Angaben über einen Kundenstamm von knapp sechs Millionen aktiven und über 13 Millionen registrierten Nutzern. Der größte Konkurrent T-Online hält derzeit mit über acht Millionen Festkunden noch einen Vorsprung vor den Italienern. Deren Wachstumsstreben hält allerdings an: Branchenbeobachter vermuten, dass Tiscali in einem nächsten Schritt nach England expandieren wird. Gerüchten zufolge befindet sich sein Gründer Renato Suro bereits in Gesprächen mit dem Verlagshaus Trinity Mirror über die Übernahme des Internet-Unternehmens IC24. Im Gegensatz zu anderen Repräsentanten der Branche verfügt das erst im März 1999 gegründete Unternehmen noch über Mittel von 1,1 Milliarden Euro. Im vierten Quartal 2001 will Tiscali zudem schwarze Zahlen schreiben.

Viag reiner MobilfunkanbieterFür die im Frühjahr in den Konzern der British Telecom eingegliederte Viag Interkom ist der Verkauf ihres Internet-Geschäfts der letzte Schritt auf dem Weg zum reinen Mobilfunkanbieter. Bereits zuvor waren die City-Carrier-Anteile veräußert und das Festnetz-Geschäft abgespalten worden. Die Einnahmen werden vermutlich in die Investitionen für den Aufbau der UMTS-Infrastruktur fließen. Laut Viag-Interkom-Vorstand Maximilian Ardelt will sich das Unternehmen jedoch nicht vollkommen vom Internet verabschieden. Nach Abschluss der Transaktion wird Viag Interkom weiterhin zu 1,2 Prozent an dem zusammengeführten Unternehmen beteiligt sein.