Bandbreiten-Upgrade vermeiden

Tipps zur WAN-Optimierung

05.02.2009

Konkrete Tuning-Maßnahmen

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt das Caching. Hier sollen nur noch die Informationen übertragen werden, die wirklich geändert wurden. Der Rest wird lokal, etwa in einer Zweigstelle, im Cache vorgehalten. Ein Beispiel hierfür könnte etwa der Briefkopf der Geschäftskorrespondenz sein. Da sich das Firmenlogo nicht ständig ändern wird, kostet es nur unnötig Bandbreite, wenn es mit jedem Dokument erneut übertragen wird. Das Gleiche gilt etwa für Web-Seiten oder Intranet-Applikationen, bei denen die Eingabemaske oder andere Seiteninhalte statisch sind. Ebenso profitieren Anwendungen, die als SaaS konzipiert sind, von diesem Verfahren.

Neben dem Objekt-Caching, das auf der Ebene von Bildern, Dateien oder Textbausteinen arbeitet, existiert noch das Byte-Caching. Hier versuchen die Appliances, Datenmuster auf Bitebene zu erkennen und zu optimieren. Diese Datensequenz wird dann auf beiden Seiten einer Verbindung im Cache gespeichert. Soll die Sequenz später erneut übertragen werden, dann sendet die Appliance nur noch einen Platzhalter (Token) für das Datenmuster. Der Vorteil am Caching ist, dass es protokollunabhängig und bidirektional funktioniert.

Eine Untergruppe der Caching-Ansätze sind die WAFS-Produkte (Wide Area File System). Ihr Ziel ist es, den Datenaustausch zwischen Rechenzentren und Zweigstellen zu beschleunigen, indem sie Daten in einem Cache (meist größere Plattensysteme) vorhalten und Veränderungen etwa erst zu Zeiten mit wenig Verkehr übertragen.

Geschwätzigen Protokollen wie CIFS geht es bei der Protokolloptimierung an den Kragen. Hierbei wird entweder unnötiger Overhead entfernt oder das Sendeverhalten verbessert. Viele Protokolle entstanden noch zu Zeiten, als selbst im LAN eine störungsfreie Übertragung nicht selbstverständlich war. Deshalb transferieren sie ihre Informationen lediglich seriell, also nacheinander, und warten jeweils auf eine Bestätigung der Gegenstelle, ob diese das Paket fehlerfrei erhalten hat. Auf langen Verbindungen wie etwa von Europa nach Asien führt dies zu langen Antwortzeiten und damit einer trägen Reaktion der Applikationen. Die heutigen Übertragungsmedien deutlich zuverlässiger, so dass diese Bestätigungen eigentlich unnötig sind. Deshalb werden im Zuge der Protokolloptimierung mehrere Pakete parallel übertragen, was die Antwortzeiten erheblich verkürzt.

Neun Fragen zur WAN-Optimierung

Bei der Wahl einer passenden Appliance zur WAN-Optimierung sollten Sie den Herstellern diese Fragen stellen:
  • Kann die Appliance auch das Ansprechverhalten meiner spezifischen Applikationen optimieren?

  • Ist die Appliance in der Lage, auch verschlüsselte Anwendungen (etwa per SSL) zu beschleunigen?

  • Besteht die Möglichkeit, unerwünschte, bandbreitenfressende Anwendungen wie iTunes oder Internet-Radio zu blockieren?

  • Unterscheidet das Gerät zwischen geschäftskritischen Anwendungen und Allerweltsapplikationen wie Web-Browsing?

  • Werden alle User gleich behandelt, oder ist eine Differenzierung möglich, etwa eine Priorisierung für den CEO?

  • Wie sieht es mit Video und anderen Rich-Media-Inhalten aus?

  • Kommt die Verbesserung auch Remote Usern wie Teleworker oder Außendienstmitarbeitern zugute?

  • Funktioniert das Ganze auch wirklich in meinem Netzverbund mit diesen und jenen Besonderheiten?

  • Passt die ins Auge gefasste Lösung zu meiner strategischen Planung (etwa Zweigstellen künftig nur noch per VPN über das Internet mit der Zentrale zu koppeln)?

Das Traffic Shaping und Bandbreiten-Management setzt den Hebel bei den Applikationen selbst an. Mit Hilfe des Traffic Shaping sollen bestimmte Muster im Datenstrom erkannt werden und ihre Übertragung, wenn sie etwa zu unerwünschten Applikationen gehören (etwa Bittorrent oder Youtube), geblockt werden. Das Bandbreiten-Management definiert dagegen Regeln, wann welche Applikation wie viel Übertragungsressourcen verbrauchen darf. Für VoIP könnte etwa eine Mindestbandbreite definiert werden, um sicherzustellen, dass mindestens zehn gleichzeitige Telefonate von einer Niederlassung geführt werden können.

Bekannte WAN-Appliance- Anbieter

  • Cisco,

  • Riverbed,

  • Bluecoat/Packeteer,

  • Ipanema Technologies,

  • NetQoS,

  • Netscout,

  • Opnet.

Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Anderen eher unwichtigen Anwendungen, etwa dem Surfen im Web, wird eine maximale Bandbreite zugewiesen, um zu verhindern, dass sie Netzkapazität auf Kosten geschäftskritischer Applikationen belegen. Ebenso ist eine Priorisierung realisierbar, um etwa dem VoIP-Verkehr vor dem Mail-Abruf den Vorzug zu geben. Das Prinzip ähnelt dem Multi Protocol Label Switching (MPLS), wie es viele Carrier offerieren. Dort wird die vorhandene Bandbreite auf mehrere Leistungsklassen aufgeteilt, denen eine bestimmte Dienstegüte und damit Priorität zugeordnet ist. Während MPLS nur Klassen priorisiert und diesen die Applikationen zugeteilt sind, können beim Bandbreiten-Management einzelne Anwendungen differenziert bevorzugt werden.