Software-Testing

Tipps zur Qualitätssicherung

24.08.2011
Von 
Daniel Liebhart ist Dozent für Informatik an der ZHAW (Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften) und Solution Manager der Trivadis AG. Er ist Autor verschiedener Fachbücher.

Barry Boehms Richtlinien zur Fehlervermeidung

  • Auffinden und Beheben von Fehlern ist nach der Auslieferung oft hundertmal teurer, als in der Anforderungsanalyse oder im Design.

  • Die meisten Softwareprojekte verschwenden 40 bis 50 Prozent der Zeit mit vermeidbaren Nacharbeiten.

  • 80 Prozent der vermeidbaren Nacharbeiten werden durch 20 Prozent der Fehler verursacht.

  • 80 Prozent der Fehler kommen von 20 Prozent der Module, etwa die Hälfte aller Module sind fehlerfrei.

  • 90 Prozent der Ausfallzeit eines Systems werden durch zehn Prozent der Fehler verursacht.

  • Mit Peer Reviews werden 60 Prozent der Fehler gefunden.

  • Mit formalen Review-Techniken werden 35 Prozent mehr Fehler gefunden als mit informellen Reviews.

  • Personal, welches diszipliniert mit Richtlinien arbeiten kann, vermindert das Aufkommen von Fehlern um 75 Prozent.

  • Es kostet 50 Prozent mehr pro Codezeile, wenn Code nahe an der Zielumgebung produziert wird. Dadurch sinken aber die Betriebskosten - der Aufwand lohnt sich oft.

  • Zwischen 40 bis 50 Prozent der benutzten Software enthalten nicht triviale Fehler.

Ausblick

In Zukunft wird die Qualitätssicherung von Software und Systemen integraler Bestandteil der IT-Governance eines Unternehmens werden. IT-Governance wird heute in vielen Unternehmen mit dem Ziel formuliert, den Wildwuchs, die Heterogenität und die Kosten der betrieblichen Informationssysteme in den Griff zu bekommen. Größere Unternehmen und Verwaltungen definieren Richtlinien, etablieren IT-Governance-Boards und Kennzahlen (Key-Performance-Indikatoren) zur Steuerung, Messung, Kontrolle und Überwachung der IT-Prozesse. Die Integration des Qualitäts-Managements wird dann zum Instrument der Messung und Kontrolle. Das Software-Artefakt der Zukunft wird der Service sein, der auf Unternehmensebene auch die qualitätsrelevante Größe darstellt. Bis dahin sind eine pragmatische Umsetzung von Qualitätsnormen auf Prozessebene und der Einsatz einer klugen Sammlung aus Fehlervermeidungs- und Testvorgehen die besten Mittel, um die durchschnittliche Qualität einer Anwendung zu vertretbaren Kosten zu erhöhen.

Und bei der ganzen Testerei sollte eine grundlegende Tatsache niemals vergessen werden: "Tests können nur die Anwesenheit von Fehlern aufzeigen, nicht ihre Abwesenheit" (Dijkstra). (ue)