Ratgeber

Tipps zur Exchange-Migration

29.08.2011
Von Bernd Kruczek

Die Vorarbeiten

Der erste Schritt bei einem solchen Upgrade besteht aus der Überprüfung der technischen Gegebenheiten der existierenden Active-Directory- und Exchange-2003-Organisations-Infrastruktur. Hier müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein (siehe Kasten "Das muss sein"), bevor sich erste Exchange-2010-Server überhaupt in die bestehende Exchange-2003-Organisation installieren lassen. Microsoft bietet hierzu ein kostenloses Tool an, den "Exchange Pre-Deployment Analyzer" (ExPDA), der diese Prüfungen vornimmt.

Das Setup von Exchange 2010 fragt nach einem Exchange 2003 Routing Group Server.
Das Setup von Exchange 2010 fragt nach einem Exchange 2003 Routing Group Server.

Aber auch die Versionen der verwendeten Outlook-Clients sind von großer Bedeutung. Natürlich kann Outlook 2003 mit Exchange 2010 betrieben werden, aber in dieser Konstellation sind zwei Dinge zu beachten. Outlook 2003 regelt Funktionen wie Free/Busy und Out of Office über öffentliche Ordner (Public Folder), was bedeutet, dass in jedem Fall auf den Servern für die Exchange-2010-Mailboxen auch Public-Folder-Datenbanken angelegt werden. Diese Option fragt das Setup von Exchange 2010 ab. Hinzu kommt, dass Outlook-2003-Clients unverschlüsselt mit einem Exchange-Server kommunizieren, Exchange 2010 aber nur eine verschlüsselte Kommunikation mit seinen Clients zulässt. Diese Funktion kann man zwar am Exchange-2010-Server abschalten, was aber nicht den Best Practices von Microsoft entspricht. Bleibt also in diesem Fall nur der Weg über Gruppenrichtlinien, um die Verschlüsselung bei den Outlook-2003-Clients einzuschalten. Mit Outlook 2007 und 2010 ist die Verschlüsselung per Default aktiviert.

Das muss sein

Die Installationsvoraussetzungen für Exchange 2010 hinsichtlich Active Directory und Exchange-2003-Organisation sind:

  • Mindestens Windows 2003 Server als Domain Controller und/oder Global Catalog auf SP-2-Level;

  • Forest-Functional-Level und Domain-Functional-Level mindestens auf Windows Server 2003;

  • Exchange-2003-Organisation im nativen Exchange-Mode;

  • alle Exchange-2003-Server auf SP-2-Level.

Exchange-2010-Server-Installation:

  • Nur Windows Server 2008 x64, besser Windows Server 2008 R2 x64.

Active-Directory-Konfiguration:

  • Mindestens Windows Server 2003 64 Bit Domain Controller und Global-Catalog-Server mit genügend RAM, um die NTDS.DIT, also die Active-Directory-Datenbankdatei, komplett im Hauptspeicher cachen zu können.

Wenn man schon die existierende Exchange-Organisation überprüft, gibt es Sinn, generell über die weitere Verwendung von öffentlichen Ordnern nachzudenken. Bestimmte Funktionen, die damit bereitgestellt wurden, lassen sich mit Exchange 2010 anders realisieren. Das betrifft zum Beispiel Buchungssysteme für Räume und Geräte. Exchange 2010 kennt Postfächer vom Typ Raum oder Gerät, die mit einer kompletten Logik zur automatischen Buchung hinterlegt sind.

Auch andere typische Aufgaben von öffentlichen Ordnern lassen sich heute anders erfüllen. Für Dokumentenablage, gemeinsame Kalender und Kontaktlisten eignet sich SharePoint wesentlich besser und lässt sich auch in Outlook integrieren.

Ferner profitieren die Datenbanken von öffentlichen Ordnern in keiner Weise von den Hochverfügbarkeits-Features in Exchange 2010. Öffentliche-Ordner-Datenbanken können in einer Database Availability Group nicht auf andere Server innerhalb dieser Gruppe repliziert werden. Es gilt also wie im realen Leben: Vor einem Umzug muss man Altlasten loswerden und entsorgen.