Champions empfehlen

Tipps für das Application Management

03.12.2010
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Outsourcing muss wohl überlegt sein

Ardour-Geschäftsführer Maicher warnt in diesem Zusammenhang allerdings davor, durch eine unüberlegte oder übereilte Auslagerung der Anwendungen in eine Qualitätsfalle zu laufen. Schließlich entscheiden die Applikationen darüber, wie gut oder schlecht Geschäftsprozesse im Unternehmen unterstützt werden. "Das zunehmende Outsourcing von Application-Management-Leistungen berücksichtigt oftmals zu stark den Kostenaspekt und weniger die strategische Bedeutung einer optimalen Wartung beziehungsweise Weiterentwicklung einer Applikation und damit indirekt der Geschäftsprozesse", berichtet er aus seinen Praxiserfahrungen.

Welche Mammutaufgabe daraus abzuleiten ist, weiß Maicher aus seinen Beratungsprojekten. Als Kernproblem sieht er, dass Daten- und Geschäftsobjekte ihrerseits quer zu Applikationen und damit zur Organisation liegen. "Daher ist eine bereichsübergreifende und unternehmensweite Verantwortung von Geschäftsprozessen, Applikationen und Daten schwierig zu gestalten, weil die organisatorischen Verantwortlichkeiten schnell zu einer hohen Komplexität in der Praxis führen oder fachliche Querbezüge in der Aufbauorganisation umfangreiche Abstimmungsaktivitäten und damit Aufwand erzeugen."

Altanwendungen fressen zu viele Ressourcen

Doch damit enden die aktuell drängenden Themen im Application Management noch längst nicht. Kopfzerbrechen bereitet den IT-Verantwortlichen etwa die ungeklärte Frage, wie mit den Altanwendungen sinnvoll umzugehen ist. "Es wird kein strategisches Application Management betrieben", klärt Torsten Laser aus seiner Sicht auf. "Beispielsweise fehlt es an ausreichenden Plänen für die Ablösung von Alt-Applikationen, Migrationen auf neue Datenbank-Versionen oder Architekturanpassungen."

Dies führt nach Ansicht von Eichler zu einer sehr heterogenen Situation mit verschiedenen Gesundheitsstati der Applikationen. "Wie bei einem Fuhrpark mit unterschiedlich alten Autos und entsprechend verschiedenem Reparaturbedarf", zieht er einen Vergleich heran. Auf fast zehn Prozent schätzt er den Anteil der Altanwendungen, die bei jedem kleinen Releasewechsel Arbeit machen, weil sie Pflegeaufwände und Tests erfordern. Aber einfach abschalten könne man die Applikationen gerade im Versicherungsgewerbe nicht, weil Daten vielfach in den Anwendungen und nicht in Datenbanken gespeichert sind. Aus Gründen der GDPdU-Anforderungen muss jedoch jederzeit ein Zugriff darauf möglich sein.

Aktuelle Herausforderungen im Application Management

Lutz Eichler, R+V Versicherung
  1. gesicherte Verfahren zur Aufwandskalkulation;

  2. Ermittlung eines nachvollziehbaren "Gesundheitsstatus" des Anwendungsportfolios;

  3. wirtschaftlicher Umgang mit Alt-Anwendungen;

  4. systematische, aufwandsarme und ergebnisorientierte Qualitätssicherung der Produkte;

  5. Know-how-Transfers zwischen Anwendungsmanagement, Entwicklungsbereichen und Infrastruktureinheiten.