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Tippfehler schuld an US-Börsencrash

07.05.2010
Von pte pte
Das gestrige Börsenchaos an der Wall Street wurde durch einen Tippfehler eines Händlers verursacht.

Anstatt Aktien im Wert von 16 Millionen Dollar abzustoßen, veräußerte der Börsenmakler versehentlich Wertpapiere über 16 Milliarden Dollar. Binnen weniger Minuten fiel der Dow-Jones zwischenzeitlich um bis zu 1000 Punkte unter die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Zählern. Die US-Börsenaufsicht SEC will den Vorfall nun untersuchen.

Algo-Trading unter Beschuss

Kritiker sehen eigene Befürchtungen bestätigt. "Die Prognosen sind mit dem aktuellen Fall tendenziell eingetroffen. Es zeigt einmal mehr, dass dringend Handlungsbedarf besteht und die SEC regulierend eingreifen muss, um die Stabilität der Finanzmärkte nicht zu gefährden", so Michael Grünewald, Wissenschaftler am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), gegenüber pressetext. Das Problem liege vornehmlich darin, dass vollautomatisierte Computerprogramme nach festgelegten Algorithmen Verkäufe abwickeln.

Bereits Ende April hatte pressetext auf die Gefahren durch den unregulierten Einsatz des Algo-Tradings hingewiesen. Das aktuelle Fiasko dürfe hingegen auf das unglückliche Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine zurückzuführen sein. Am Ende schloss der Index mit einem satten Minus von 347 Punkten. In Punkten gemessen, war das Abrutschen der US-Börse der größte Kursrutsch in der Geschichte der Wall Street. Schärfere Kontrollen des Computerhandels sind angedacht.

Regulierung bleibt frommer Wunsch

Dem US-Senator Edward Kaufman nach sei deutlich geworden, dass "Hochgeschwindigkeits-Computer falsche Geschäfte generieren und am Markt ein Chaos erzeugen". Der "Kampf der Algorithmen" sei für die SEC nicht ansatzweise zu durchschauen und müsse "bald in einen Regulierungsrahmen eingebettet werden", so der demokratische Politiker. Kaufman und sein Kollege Mark Warner haben eine Untersuchung zum Vorfall gefordert. Zudem kündigte ein Ausschuss des Repräsentantenhauses für kommenden Dienstag eine erste Anhörung dazu an.

"Anhörungen sind gut, Regulierungen wären noch besser. Die Programme sind von außen aber wie eine Black Box und damit wenig transparent. Den Börsen muss wenigstens bekannt sein, wie hoch die generierbaren Handelsvolumen durch die Programme aussehen. Erst damit lassen sich Handelsgrenzen festlegen", sagt Grünewald im pressetext-Gespräch. Obwohl die Nasdaq zwei Stunden nach Handelsschluss mitteilte, dass die irrtümlichen Aktionen zwischen 14:40 Uhr und 15:00 Uhr rückgängig gemacht wurden, sank der Euro auf 1,25 Dollar. (pte)