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Time Warner zahlt seinen Aktionären 2,5 Milliarden Dollar wegen AOL

03.08.2005
Für die börsentechnisch misslungene Fusion mit AOL muss der US-Medienkonzern jetzt tief in die Tasche greifen - sein Wirtschaftsprüfer beteiligt sich ebenfalls.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der US-amerikanische Medienkonzern Time Warner zahlt seinen Aktionären, die das Unternehmen wegen des Kurssturzes nach der Fusion mit America Online (AOL) verklagt hatten, im Rahmen eines Vergleichs 2,5 Milliarden Dollar. Das Unternehmen hat insgesamt drei Milliarden Dollar als Entschädigungsreserve zurückgelegt und deswegen einen Quartalsverlust von 321 Millionen Dollar gemeldet.

Zu den 2,5 Milliarden Dollar von Time Warner könnten noch weitere 150 und 300 Millionen Dollar dazukommen, die bislang das US-Justizministerium und die US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) eingelagert haben. Der Vergleich gehört nach Angaben der Kanzlei Heins Mills & Olson, die die Aktionäre vertrat, zu den fünf größten im Bereich Anlagebetrug und ist die zweitgrößte, bei der ein Aktien ausgebendes Unternehmen zusammen mit seinem Wirtschaftsprüfer die Vergleichssumme zahlt. 100 Millionen Dollar zu den 2,5 Milliarden steuert nämlich Ernst & Young bei.

Von dem Vergleich können alle Anleger profitieren, die im Zeitraum von 27. Januar 1999 und 27. August 2002 Anteile von AOL oder Time Warner gekauft haben.

Für das abgeschlossene zweite Quartal weist Time Warner einen Verlust von sieben Cent pro Aktie aus, im vergleichbaren Vorjahreszeitraum hatte der Konzern 777 Milionen Dollar oder 17 Cent je Anteilschein verdient. Die Rückstellung belastet das aktuelle Resultat mit 25 Cent pro Aktie. Der Gewinn aus fortlaufender Geschäftstätigkeit betrug 882 Millionen Dollar oder 19 Cent pro Aktie, der Quartalsumsatz ging im Jahresvergleich von 10,86 Milliarden Dollar um 1,1 Prozent auf 10,74 Milliarden Dollar zurück.

Für die kommenden zwei Jahre genehmigte Time Warner den Rückkauf eigener Aktien im Wert von bis zu fünf Milliarden Dollar. Aktionäre hatten dies in letzter Zeit immer wieder gefordert, um den dümpelnden Aktienkurs des Unternehmens zu heben.

AOL verlor im Laufe des Berichtszeitraums erneut 917.000 Abonnenten und bedient jetzt noch 20,8 Millionen Kunden. Immer mehr Nutzer wandern zu preiswerteren und breitbandigeren Konkurrenten ab. (tc)