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Tiefe Beziehungskrise zwischen Gericom und Medion

28.06.2004

Finanziell wieder etwas gesundet, scheint der österreichische Notebook-Hersteller Gericom den rettenden Einstieg des Elektronikgroßhändlers Medion offenbar zu bereuen. Wie das Essener Unternehmen bekannt gab, weigert sich Gericom-Chef und Großaktionär Hermann Oberlehner seit geraumer Zeit, das 24,9-prozentige Aktienpaket herauszugeben. Als Konsequenz will Medion nun gerichtlich gegen die Oberlehner Deutschland Beteiligungsgesellschaft vorgehen.

Gericom war Anfang März nur knapp an der Insolvenz vorbeigeschlittert: Nachdem das Unternehmen 2003 einen Nettoverlust von 17,2 Millionen Euro hinnehmen musste, hatte die Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) den Linzern offene Kredite über knapp fünf Millionen Euro fällig gestellt. Nur durch den darauf erfolgten Einstieg der deutschen Medion sei Gericom "der Weg zum Masseverwalter" erspart geblieben, hatte Firmenchef Oberlehner damals erklärt.

"Der eigentlich logische Schritt", so der neue Gericom-Aufsichtsratschef Stefan Pierer Presseberichten zufolge, "stellt sich inzwischen als ein großer Nachteil für Gericom heraus." Lieferanten und Kunden von Gericom seien wegen des Einstiegs von Medion extrem verunsichert. So habe Medion den falschen Eindruck erweckt, Gericom sei nur noch eine Tochterfirma, und ihr damit "extrem geschadet". Aus Oberlehners Sicht ist Medion zudem den beim Verkauf vereinbarten Bedingungen nicht nachgekommen. Noch Ende Mai hatte Oberlehner erklärt, einen gemeinsamen Komponenten-Einkauf und Service mit Medion zu prüfen. "Es gab keine Synergien im Einkauf", stellte Pierer nun fest.

Bis zur Klärung des Falls vor einem Schiedsgericht ruht das Geld von Medion auf einem Treuhandkonto. Gericom sei auf die Finanzspritze inzwischen nicht mehr angewiesen, betonte Pierer. Das Geschäft habe sich im zweiten Quartal 2004 erholt, die positive Entwicklung werde sich im dritten Quartal fortsetzen. (mb)