Uniforum '96: Diskussion um 64-Bit-Unix

The Open Group setzt kuenftig Standards fuer offene Systeme

23.02.1996

X/Open und Open Software Foundation haben die Uniforum als Buehne gewaehlt, um die Gruendung einer gemeinsamen Dachorganisation mit der Bezeichnung "The Open Group" offiziell bekanntzugeben (vgl. CW Nr. 6 vom 9. Februar 1996, Seite 10). Im Rahmen einer Aufgabenteilung, bei der X/Open fuer Schnittstellen-Definitionen und die OSF vor allem fuer Technologie-Entwicklung zustaendig sein soll, bleiben die bisherigen Organisationen intakt. Allerdings wird es kuenftig nur noch eine Anwendervertretung, die Open Group Customer Council (OGCC), und nur noch einen aus Sponsoren, unabhaengigen Software-Anbietern (ISVs) und der OGCC bestehenden Beirat fuer The Open Group geben.

Die Verschmelzung fand breite Zustimmung. So hat die Unix- Vereinigung Uniforum alle Mitglieder von The Open Group, die nicht zu den Herstellern zaehlen, automatisch aufgenommen. Ausserdem ist PC-Unix-Anbieter SCO der neuen Organisation beigetreten.

Fuer etwas Verstimmung sorgte SCO jedoch mit Partner Hewlett- Packard. Die Unternehmen schwangen sich dazu auf , mit ihrem Projekt eines leistungsfaehigen 64-Bit-Unix einen Industriestandard setzen zu wollen. Das Produkt, das derzeit unter der Bezeichnung "Summit 3DA" entwickelt wird, soll jedoch nicht vor 1998 auf den Markt kommen. Digital Equipment und seit kurzem auch Silicon Graphics liefern dagegen bereits 64-Bit-Implementierungen von Unix aus. Die Aktion von SCO und HP veranlasste Sun-Chef Scott McNealy in seiner Einfuehrungsrede zu der spitzen Bemerkung: "Die Industrie laesst sich nicht die Zukunft von Unix diktieren, nur weil sich zwei kleine Unternehmen zusammentun." Dabei war ihm jedoch klar, dass Hewlett-Packard wesentlich mehr Umsatz macht als Sun.

Tatsaechlich wollte SCO mit dem Wirbel auf die neue Version 2.1 des PC-Betriebssystems "Unixware" aufmerksam machen. Zu den Uniforum- Ankuendigungen gehoert naemlich auch, dass sich HP und SCO im Rahmen von The Open Group zusammen mit Sun, DEC, Intel, NCR, IBM und Novell an einen Tisch setzen wollen, um die 64-Bit-Erweiterung des bisherigen, von X/Open kontrollierten Standard-Unix zu definieren.

Uniforum '96: Unix nicht mehr ohne MS-Windows

In den Messehallen des Convention Center standen konkrete Problemloesungen im Vordergrund. Dazu gehoerte vor allem die Einbindung von Windows-Desktops in Unix-Umgebungen.

- Die Graphon Corp., Campbell, Kalifornien, hat mit "Go Global" eine Client-Server-Software freigegeben, mit deren Hilfe Anwender vom Windows-Desktop aus auf entfernte alphanumerische und grafische Anwendungen der gaengigen Unix-Derivate zugreifen koennen.

- Umgekehrt gestattet "Cosession PC2X" von der Unipress Software Inc., Edison, New Jersey, den Zugriff von Unix-Systemen oder Terminals mit X-Window-Umgebung auf PC-Daten und -Anwendungen.

- Die Mainsoft Corp., Sunnyvale, Kalifornien, kuendigte das "Main Win Extended Development Environment" (XDE) an, mit dem sich Windows-Anwendungen auf Unix portieren lassen. Auch Visual Basic Controls (VBX) und OLE Custom Controls (OCX) sollen damit in Unix- Umgebungen einbindbar sein.

- Dazu in Konkurrenz steht "Wind U 3.0", ein Werkzeug der Bristol Technology Inc., Ridgefield, Connecticut, das ebenfalls das Windows-API unterstuetzt, als Zielplattform neben Unix aber auch Digitals Betriebssystem Open VMS vorsieht.