Organisation und Datenverarbeitung ist für maschinellen Ausbau und neue Technologien zuständig:

Textverarbeitung ist keinem Bereich zuzuordnen

03.07.1981

Ob nun die Textverarbeitung der Abteilung "Organisation und Datenverarbeitung" zu unterstellen ist, oder aber einem anderen Bereich, dies liefert Stoff für "heiße" Diskussionen. Der Prokurist und Leiter der ORG + DV, der Hamburg-Harburger Phoenix AG, Rolf Förster, vertritt dabei die Meinung, daß TV soweit wie möglich dezentralisiert organisiert werden sollte. Allenfalls verbleibende Funktionen im Sinne einer Durchführung gehörten in den Bereich ORG/DV.

Der Streit um die Zuordnung der Textverarbeitung (TV) entsteht offensichtlich aus der zunehmenden Computerisierung der TV und aus den stärker werdenden Verbindungen auf der Hardware- und Software-Seite zwischen DV und TV. Da das Sachmittel für das Gerangel um die TV entscheidend ist, muß die Entwicklung dieses Sachmittels beim Erörtern der Lage im Vordergrund stehen.

TV zentral oder dezentral?

Für die Zentralisierung waren bei herkömmlicher Textverarbeitung Gründe der Maschinenausnutzung, mangelnde Auslastung von Schreibkräften in Fachabteilungen und höhere Schreibleistungen in einer Zentrale bestimmend. Jetzt treten jedoch diese Gründe in den Hintergrund. Denn: Maschinenkosten sinken und Schreibkräfte sind eigentlich nicht mehr erforderlich. Durch gespeicherte Texte und Adressen und weitere wesentliche Hilfen kann das Schreiben selbst ohne nennenswerte Leistungseinbuße Teil der Sachbearbeiterfunktion werden. Die Bedeutung der Effizienz der verbleibenden reinen Schreibleistung wird noch geringer, da Nebenarbeiten wie Diktieren, Transport, Kontrollwesen und Korrekturen durch veränderbare Arbeitsabläufe in einer Gesamteffizienz-Betrachtung mehr an Gewicht gewinnen.

Auch bei zentraler Lösung bleibt TV autonom

Wenn eine zentrale Lösung gewählt wird, so ist die sachliche Zusammengehörigkeit der folgenden Aufgaben das wesentliche Entscheidungskriterium für die Zuordnung der Stelle:

- Die Durchführung von Routineschreibarbeiten zeigt keinerlei Beziehung zur Organisation, nur daß die Hilfsmittel Computer und Bildschirme sind.

- Die Pflege des Texthandbuches ist ebenfalls vorwiegend fachabteilungsorientiert und erfordert nur etwas organisatorisches Geschick, keine Organisationsabteilung.

- Die weitere Verbreitung der TV im Unternehmen kann auch durch jeden anderen gesteuert werden, wobei wesentliche Impulse von der ORG/DV kommen sollten. Bei der Organisation besteht jedoch immer die Gefahr, daß derartige Dinge zugunsten neuer Projekte in den Hintergrund geraten.

- Einzig der maschinelle Ausbau und neue Technologien sprechen für eine Leitung der ORG/DV. Für die Hardware- und Softwareauswahlg und die dazugehörende Marktbeobachtung bietet sich die ORG/DV an, da hier ohnehin die größte Fachkompetenz bereits gegeben ist, und die Verknüpfung mit der DV immer enger wird. Dieser Teil sollte also im Sinne der allgemeinen Computer-Hardware-Zuständigkeit so gelöst werden wie er im jeweiligen Unternehmen für alle anderen dezentralen Rechner gelöst ist.

Neben der sachlichen Zusammengehörigkeit sind hierarchiebezogene Aspekte zu betrachten. Dabei ist durchaus denkbar, die TV der DV zuzuordnen. Dringend notwendig ist dies jedoch in keiner Weise.

Ist die TV denzentral organisiert, was sich durch die moderne Technik der Mehrplatz-Systeme und den Verbund mit DV, Telex und weiteren Kommunikationstechniken sehr stark anbietet, zumal ohnehin (Multifunktions-)Bildschirme in allen Abteilungen stehen werden, so gilt:

- Die Durchführung ist ohnehin verteilt auf die Abteilungen, so daß nur ein Teil der Funktionen "zentral" wahrgenommen werden muß. Dabei zeigt es sich, daß die Schulung der Benutzer und die Koordination eines Texthandbuches in der Regel bei einem qualifizierten Sachbearbeiter der Organisation gut aufgehoben sind. Diese Arbeit könnte jedoch auch zum Beispiel vom extern orientierten Hauptnutzer - Verkauf - wahrgenommen werden.

Fragen der Hardware- und Software-Auswahl bleiben aus diesen Gründen Aufgabe der ORG/DV. Die weitere Verbreitung der TV kann sich in derselben Form vollziehen, wie es bei der Zentralisierung geschildert wurde. Eine hierarchische Einordnung ist dabei nicht erforderlich, und räumliche und zeitlich Zuordnungsaspekte sprechen bei der Dezentralisation ohnehin dagegen, eine Zuordnung der Gesamtfunktion vorzunehmen: Eine Leitung TV im eigentlichen Sinne ist damit überflüssig und sollte nicht, auch nicht in der Projektphase installiert werden.

Unabhängig von oben erörterten funktionalen Aspekten könnten personenbezogene Gründe für die Unterstellung der TV unter den Leiter ORG/DV gesehen werden. Meines Erachtens gibt es jedoch keine bestimmten typischen Eigenschaften für eine Leitungsfunktion dieser Art.