Lerne Schreiben ohne zu Murren:

Textsysteme bauen Streß ab

30.04.1981

BASEL (sg) - Allein in der Schweiz, dem Land, das weltweit nach den USA die größte Anzahl von Computern pro Kopf der erwerbstätigen Bevölkerung aufweist, sind schon jetzt Hunderttausende von Menschen in der Textbe- und -verarbeitung eingesetzt. Nur ist ihnen das bislang noch nicht bewußt geworden; denn wer tagtäglich stundenlang hinter einer Schreibmaschine hockt, fühlt sich nicht als "Textverarbeiter".

Dieser Personenkreis, der sich zu 99,9 Prozent aus Frauen zusammensetzt, und den man eigentlich als in der "konventionellen" Textverarbeitung tätig bezeichnen muß, hat seit eh und je und lange bevor das große Palaver um die "inhumane" (elektronische) Textverarbeitung einsetzte, unter einer im Prinzip fließbandmäßigen, monotonen Arbeit zu leiden gehabt. Nur haben dies längst nicht alle bewußt so empfunden. Und schon gar nicht konnte es jemanden davon abhalten, den zumeist als attraktiv eingestuften Job der Sekretärin zu wählen. Sie machen nämlich, wenn auch vielleicht nicht immer gleich zugegeben, nach wie vor den größten Anteil der in der konventionellen Textverarbeitung Beschäftigten aus.

Das alles soll jetzt, wo es dank der Entwicklung elektronischer Textverarbeitungs-Systeme Mittel gibt, etwas gegen Monotonie zu tun, mit einem Male nicht mehr gelten. Wenigstens soweit es dabei nach dem Willen einiger Ergonomen geht.

Unwillkürlich stellt sich die Frage, wo wohl die Ergonomen so lange versteckt gewesen sind, daß sie erst jetzt merken, fast 100 Jahre nachdem die Schreibmaschine in Serienproduktion ging, wie abstumpfend, monoton, anstrengend, lärmig und was immer noch an Negationen für die Textverarbeitung mit Schreibmaschine oder Textautomaten gefunden wird, die Arbeit einer Sekretärin im Schreibdienst ist. Und niemand, mit Ausnahme der Produzenten solcherart elektronischen Geräts, ist da, der sich gegen diese Verteufelung einer durch und durch nützlichen Technologie wehrt.

Für den Einsatz elektronischer Textsysteme sprechen vor allem folgende Punkte:

- Der Schreibablauf wird mit Einsatz eines Textsystems wesentlich komfortabler. Das ist ein Grund, warum monotone, weitgehend aus Wiederholungen bestehende Arbeiten kaum noch ins Gewicht fallen.

- Die Organisation des Schreibdienstes auf der Basis elektronischer Textverarbeitungs-Systeme führt zu einem ebenso klaren wie ruhigen Arbeiten und trägt deshalb zum Abbau von Streß-Situationen bei.

Was anscheinend auch häufig und vielleicht beflissentlich übersehen wird, ist die Tatsache, daß alle jene Sekretärinnen, die bereits mit Textsystemen arbeiten, sich keineswegs mehr in die "Steinzeit" der Textverarbeitung - an ihre alten Schreibmaschinen - zurückversetzt sehen möchten. Auch fühlen sie sich mit ihrem Textsystem weder gesünder noch kränker als vorher.