Textkommunikation im Bildungswesen:Autonome Lehrsysteme gewinnen an Bedeutung

23.06.1978

MÜNCHEN (hz) - "Das autonome Lernen mit Texten wird im nächsten Jahrzehnt erheblich an Bedeutung gewinnen", prognostizierte Professor Dr. K. Haefner vom Heinrich-Hertz-Institut Berlin. Zu dieser Aussage kam er in seinem Referat "Textkommunikation im Bildungswesen", das er am 13. Juni anläßlich des Symposium "Elektronische Textkommunikation" in München hielt. Als Veranstalter zeichnete der Münchner Kreis, eine "Übernationale Vereinigung für Kommunikationsforschung".

Bildung und Ausbildung - so Haefner - werden zunehmend durch den Umgang mit Texten geprägt. Des weiteren führte er an, daß durch programmierte Instruktionen auf der einen und Fernunterricht auf der anderen Seite Modelle realisiert wurden die eine bedingte Kommunikation auf der Basis von Texten zwischen Lehrenden und Lernenden ermöglichen.

Bei seinen Ausführungen über Computer-unterstützten Unterricht ging Haefner auf die in den USA bereits vorliegenden Ergebnisse ein: Dort lernen heute schon zwei Millionen Schüler per Computer. Bei den Lehr- und Lernstrategien unterscheidet Haefner zwischen Übungsprogrammen, programmierten Instruktionen, Simulationsprogrammen, lernorientierten Informationssystemen und dem interaktiven Problemlösen. Nach dem "Index to Computer based Learning 1977" seien weltweit etwa 2000 Programme für Computer-unterstützten Unterricht verfügbar. In der Bundesrepublik beläuft sich diese ZahI auf etwa 300 Programme.

Haefner erläuterte in seinem Referat auch die allgemeine Entwicklung: Stand vormals die "nackte Textkommunikation" im Vordergrund, so ist man heute zu dem Ergebnis gekommen, daß sie nicht ausreichend ist.

Vielmehr wird ein "Medienmix" angestrebt, der beispielsweise durch die Ergänzung des Fernsehers mit Video-Langspielplatten realisiert werden kann.

Abschließend stellte Haefner zwei Thesen zur zukünftigen Entwicklung auf:

- Die Textkommunikation wird im nächsten Jahrzehnt einen wichtigen

Stellenwert im Bildungswesen erhalten, wenn es darum geht, Informationen gezielt abrufen zu können.

- Der Hardware-Preisverfall wird dazu führen, daß interaktive Lehrprogramme auf der Basis von Texten, Bildern und Filmen mit Videoqualität zu Hause und am Arbeitsplatz verbreitet nutzbar werden.

Dies hat - so Haefner - "tiefe Konsequenzen für das derzeitige Bildungswesen".