Test: Zwei Server sind eigentlich einer

05.08.2005
Was es mit IBMs E-Servern "Open Power 710" und "p5 510" auf sich hat.

Das IDG-Testlabor hat sich die beiden IBM-Server genauer angeschaut. Äußerlich ist kein Unterschied zu erkennen, innerlich auch nicht. In den zwei Höheneinheiten (= 8,8 Zentimeter) hohen Rack-"Pizzaboxen" arbeiten zwei CPUs des IBM-Typs "Power 5". Dieser Risc-Prozessor hat zwei Rechenkerne - daher können die Server vier Threads parallel abarbeiten - mit 1,9 MB Level-2-Cache und 36 MB L3-Cache. Der Hauptspeicher lässt sich von 4 auf 32 MB RAM ausbauen.

Der auffällige Unterschied aber ist der Preis. IBM bietet den Open Power 710 deutlich günstiger an als den p5 510 - und bewirbt ihn als "Tuned for Linux". IBM versucht über den Preis, den Kunden die eigene Linux-Strategie schmackhaft zu machen. Von einem Tuning, etwa durch bessere Komponenten, kann allerdings keine Rede sein. Beide Server verlassen die Produktion eigentlich als identische Maschinen. Eher wäre von einer Einschränkung zu sprechen: In der Firmware des Open-Power-Systems ist ein Mechanismus eingebaut, der verhindert, dass auf dem Rechner ein anderes Betriebssystem als Linux läuft. So kann dieser Server nicht das Angebot der P-Serie kannibalisieren. AIX-Anwender müssen die teureren Rechner kaufen.

Vergleich mit Sun

Der Power-5-Prozessor bewies im Test, dass er gut für Floating-Point-Berechungen geeignet ist. Nur ein weiterer Risc-Prozessor, der "Ultrasparc IV" von Sun, arbeitet mit zwei Rechenkernen. Doch die IBM-CPU hat mehr Cache-Speicher. Und dies macht sich beim Multiprocessing mit hohen Lasten bemerkbar.

Eine weitere Eigenart der Server sind logische Partitionen, bei Big Blue LPARs genannt. Diese Technik fand sich zuerst in IBMs Z-Series-Mainframes und dann in der I-Series (ehedem AS/400). Auch Konkurrent Sun verwendet diese Technik durch "Container", eine Softwaretechnik des Betriebssystems Solaris 10. IBM aber hat Partitionierung in die Firmware eingebaut.

Maximal zehn Partitionen lassen sich auf den beiden IBM-Servern einrichten. Beim Modell Open Power 710 kann in jeder Partition nur ein Linux-Betriebssystem laufen, auf der p5 510 hingegen können in den Partitionen Linux und AIX parallel nebeneinander betrieben werden. AIX und Suse Linux - nicht aber Red Hat - steuern die dynamische Zuordnung von Ressourcen automatisch. Natürlich lässt sich das auch manuell einrichten. Aber im Test erwies sich die automatische Allokation als praktikabel. Denn der mächtige Prozessor-Cache zeigte sich als wirksames Mittel, um exzessivem Swapping vorzubeugen.

Hohe Ausfallsicherheit und Fehlertoleranz sind Hauptanforderungen an Systeme dieser Art, denn sie werden gerne verwendet für die Server-Konsolidierung. Racks übernehmen zunehmend die Rolle, die einst Mainframes innehatten. Entsprechend haben beide getesteten IBM-Server "Chipkill"-Speicherschutz, redundante Kühler und Stromversorgung, die ebenso im laufenden Betrieb gewechselt werden können wie die Bestückung der PCI-X-Slots. Das virtualisierte I/O-System macht es möglich, Fibre Channel und Ethernet bei einem Ausfall zwischen den Konnektoren zu wechseln. Und der Prozessor schaltet Teile seines L2- und L3-Caches ab, wenn er dort einen Fehler entdeckt. Die Suche nach der Ursache eines Problems gestaltet sich über ein herausfahrbares Panel unkompliziert.

Beide Maschinen sind schnell, solide und zuverlässig, man kann sie ohne Zögern empfehlen, so das Testergebnis. (ls)