Test: Die Vorzüge der Smart Switches

04.02.2008
Die Mittelklasse-Geräte sind preisgünstiger als Enterprise-Switches. Lohnt sich diese Alternative im Vergleich zu einfachen Billigmodellen oder zu Alternativen aus dem Premium-Segment?

Office-PCs und Notebooks sind immer häufiger mit einem Netzwerkadapter ausgestattet, der Gigabit Ethernet beherrscht. Denn das vermeintlich zügige Fast Ethernet mit seinen 100 Mbit/s ist alles andere als schnell: Aufgrund des Protokoll-Overheads tröpfeln Übertragungen häufig mit einer realen Datenrate von noch nicht einmal 8 MB/s durchs Kabel. Selbst USB 2.0, von dessen 480 Mbit/s brutto rund 25 MB/s netto übrig bleiben, geht da erheblich flotter zu Werke. Vielfach keimt in Unternehmen daher der Wunsch, Fast Ethernet durch Gigabit Ethernet zu ersetzen - nicht nur im Backbone, sondern bis zum Arbeitsplatz. Dieser Wechsel ermöglicht es, auch bei Netzwerkübertragungen wieder in den Genuss von Datentransfers zu gelangen, die sich mit realen 45 MB/s und mehr wirklich das Prädikat "schnell" verdienen.

Für schmale Budgets

Um mit Gigabit-Geschwindigkeit auf Server zugreifen zu können, muss die Netzwerkanbindung der einzelnen PCs entsprechend umgerüstet werden. Neben der physikalischen LAN-Verkabelung und den Netzwerkadaptern in Servern, Desktops und Notebooks kommt hierbei dem Switch eine zentrale Bedeutung zu. Smart Switches wie die von Netgear sind zwar teurer als ihre dummen Kollegen, können dafür aber auch mehr, als nur Ethernet-Pakete mit 1000 Mbit/s brutto hin- und her zu transportieren.

Hier lesen Sie …

was die smarten Gigabit-Ethernet-Switches von Netgear bieten;

worin sich Smart Switches von einfachen sowie von Enterprise-Switches unterscheiden;

welche Zusatzfunktionen in die Geräte integriert sind.

Andererseits können Smart Switches teuren Enterprise-Switches nicht das Wasser reichen, die unter anderem modulare Erweiterungsschächte zur 10-Gigabit-Ethernet-Backbone-Anbindung und redundante Netzteile bereitstellen. Im Vergleich zu dieser Premium-Klasse sind die Smart Switches allerdings auch preisgünstiger - was in Anbetracht schmaler Budgets für viele IT-Verantwortliche ein Kaufargument sein dürfte.

Smart gehts zu

Exemplarisch soll der "GS108T" von Netgear zeigen, was die smarten Gigabit-Ethernet-Switches bieten. Dieses zur Anbindung von Arbeitsplatz-PCs gedachte Gerät ist mit acht Ports ausgestattet und kostet laut Geizhals-Preisvergleich rund 90 Euro - im Vergleich zum ursprünglichen Listenpreis von 159 Euro. Größere, zur Etagenverkabelung geeignete Smart-Switch-Ausführungen beispielsweise mit 24 oder 48 Ports sind ebenfalls erhältlich und laut Geizhals ab etwa 263 Euro ("GS724T") respektive rund 700 Euro "GS748T" zu haben. Die größeren Modelle gibt es zudem in den Varianten "GS724TP" und "GS748TP" mit integrierter Power-over-Ethernet-(PoE-)Unterstützung. Vom GS108T-Modell bietet Netgear keine PoE-Variante an. Dafür macht sich die kleinste Smart-Switch-Ausführung nach dem Auspacken, Verkabeln und Einschalten auch nicht bemerkbar - denn das Gerät kommt ohne lärmenden Lüfter aus, den wiederum haben die größeren Modelle. Insbesondere Arbeitsplatzanwender werden den Lüfterverzicht begrüßen.

Konfiguration per Browser

Zusätzlich zur Möglichkeit der Fernverwaltung über SNMP (unterstützt werden Version 1 bis 3) wird es jetzt für Administratoren richtig spannend: Als intelligenter Switch ist der GS108T mit einer integrierten Web-Konfigurationsoberfläche ausgestattet und daher über eine IP-Adresse im LAN erreichbar. Standardmäßig bezieht das Netgear-Gerät seine TCP/IP-Konfiguration über DHCP und verwendet somit eine dynamische IP-Adresse.

Damit der Anwender die jeweilige IP-Adresse ermitteln kann, liefert der Hersteller ein kleines Tool mit. Leider läuft dieses aber nur unter Windows, Varianten für andere Betriebssysteme gibt es nicht. Im Zweifelsfall muss der Administrator also das Statusprotokoll seines DHCP-Servers bemühen, um darüber die von Netgears GS108T gerade verwendete IP-Adresse in Erfahrung zu bringen. Oder er stellt das Gerät manuell auf die Verwendung einer statischen IP-Adresse ein. Hier wird dann auch klar, warum das Modell zwei verdeckt liegende Reset-Taster besitzt: Einer dient zum Neustart, der andere zur Wiederherstellung der Werks-einstellungen, falls einmal alles verstellt sein sollte.

Feintuning der Netzparameter

Nach Eingabe eines Kennworts lassen sich die Einstellungen des GS108T über einen Web-Browser konfigurieren und detaillierte Statusinformationen abrufen. Ein Menü im linken Bereich der Web-Oberfläche öffnet den Zugriff auf die zahlreichen Funktionen des Geräts.

Ein Beispiel hierfür ist die Kategorie Speed: Wer Gigabit Ethernet verwendet, erwartet eine hohe Übertragungsgeschwindigkeit. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Größe der Ethernet-Frames. Alternativ zur ursprünglichen Größe von 1518 Byte kommt der GS108T auch mit Jumbo-Frames (typischerweise 9000 Byte groß) zurecht. Ohne dass durch Fragmentierungen Overhead und Geschwindigkeitseinbußen entstehen, können mit den großen Frames mehr Nutzdaten auf einmal übertragen werden - was sich zum Beispiel bei iSCSI-Übertragungen als vorteilhaft erweist. Allerdings sind Jumbo-Frames nicht standardisiert, weshalb Inkompatibilitäten auftreten können. Beim GS108T ist dieses Merkmal daher standardmäßig ausgeschaltet und nur auf ausdrücklichen Wunsch aktivierbar. Ergänzend dazu kann bei jedem Port die IEEE-802.3x-Flusskontrolle, die Pufferüberläufe bei Full-Duplex-Übertragungen aufgrund zu schneller Übertragungen verhindern soll, ausgeschaltet werden. Denn je nach Netzwerkkonstellation vermag diese Funktion die effektive Übertragungsgeschwindigkeit stark auszubremsen. Darüber hinaus trägt der integrierte Support für Quality of Services (QoS) dazu bei, dass bestimmter Datenverkehr wie etwa bei Sprach- und Videoübertragungen bevorzugt behandelt und übertragen wird.

Auch das Thema Sicherheit, das gerade für Unternehmen von Bedeutung ist, kommt bei Net-gears intelligenten Switches nicht zu kurz. Bereits der GS108T beherrscht den 802.1x-Standard zur Port-basierten Authentifizierung.

Den Funktionsumfang der Smart Switches runden weitere nützliche Merkmale ab. Diese erlauben beispielsweise den Aufbau virtueller Netzwerke (VLANs), den Abruf umfangreicher Status-informationen sowie die Spezifizierung eines Ports zum "Sniffer Port". Über ihn kann dann mit Netzwerk-Protokollanalysatoren wie Wireshark oder dem Microsoft Network Monitor 3.1 der gesamte LAN-Traffic analysiert werden. (hi)

Fazit

Netgears Smart Switches für Gigabit Ethernet zeigen, dass es sich für Unternehmen durchaus lohnen kann, auf intelligente Modelle zu setzen, die die Lücke zwischen einfachen Modellen und Enterprise-Switches clever füllen. Denn wo herkömmliche Einstiegsmodelle lediglich flotte Übertragungen gestatten, warten Netgears intelligente Switches mit zusätzlichen Funktionen wie individueller Anpassbarkeit der Geschwindigkeit auf. Auch der 802.1x-Support für die Einbindung in die durchgängige Sicherheitsarchitektur eines Unternehmens spricht für die intelligente Mittelklasse. Dennoch schonen smarte Switches das IT-Budget, da sie preiswerter sind als ihre Premium-Kollegen aus der Enterprise-Kategorie. Zwar ist der Funktionsumfang der Netgear-Geräte auch dementsprechend geringer, doch für viele Umgebungen dürfte er genau passen. Wer also mehr möchte als Ethernet mit Gigabit-Geschwindigkeit, ohne dafür vergleichweise teure Enterprise-Switches anzuschaffen, der sollte die Smart Switches in die engere Wahl nehmen.