Ex-Vorstandschef Tim Koogle nur noch Vice-Chairman

Terry Semel spielt bei Yahoo die Hauptrolle

27.04.2001
MÜNCHEN (CW) - Nach gut einem Monat Rätselraten steht fest, wer der neue Mann an der Spitze des weltweit größten Internet-Portals sein wird: Terry Semel, ehemaliger Geschäftsführer des Medienkonzerns Warner Bros, beginnt am 1. Mai als Vorstandschef und Chairman von Yahoo.

Semel, Co-Chairman bei Warner Bros aus dem US-Medienkozern AOL Time Warner, wird die Nachfolge des bisherigen Yahoo-Firmenchefs Tim Koogle antreten. Koogle wird danach nicht, wie von ihm selbst angekündigt, Chairman bleiben, sondern nur noch bis August als Vice-Chairman fungieren. Über die Wahl des neuen Vorstandschefs scheiden sich indes die Geister. Der 58-jährige Semel gilt zwar in Wirtschaftskreisen als erfahrener Topmanager, vom Hintergrund her hätte allerdings jemand aus dem Printbereich oder werbeorientierten Medien besser gepasst, erklärten führende Analysten.

Semel begann 1965 seine Karriere als Trainee bei der Filmgesellschaft Warner Bros und arbeitete sieben Jahre in den Bereichen Verkauf von Marketing. Nach einem kurzen Wechsel zu CBS und Disney, kehrte er 1978 als Chief Operating Officer (COO) und Executive Vice President zu Warner zurück. Zwei Jahre später übernahm Semel auch die Position des President. 1994 rückte er gemeinsam mit Robert Daly an die Spitze des Filmstudios und baute sie in eine moderne Entertainment-Gesellschaft um. Das Geschäft expandierte. Erreichte das Unternehmen 1980 noch einen Umsatz von 750 Millionen Dollar, konnten 1999 elf Milliarden Dollar erzielt werden. Allerdings verlängerte Warner nicht den Vertrag mit dem Duo, woraufhin Semel die Internet- und Medienberatungsfirma Windsor Media gründete.

Mit seiner neuen Rolle bei Yahoo werden Semel ähnliche Herausforderungen erwarten wie bei Warner, da die Internet-Branche als ebenso anfällig für Schwankungen gilt wie das Filmgeschäft. Skeptiker meinen jedoch, dass das Portal einen Mann mit mehr Erfahrungen im Anzeigengeschäft brauchen würde. Schließlich musste Yahoo kürzlich seine Umsatzerwartungen kräftig zurückschrauben. Statt der geplanten 232,6 Millionen Dollar konnte das Unternehmen im ersten Quartal nur 170 bis 180 Millionen Dollar ausweisen und kündigte daraufhin die Entlassung von 400 Mitarbeitern an.