Schwarze Zahlen frühestens für 2002 erwartet

Terra Lycos kündigt jedem siebten Beschäftigten

18.05.2001
MÜNCHEN (CW) - Der Internet-Provider Terra Lycos hat seine Prognosen für das Geschäftsjahr 2001 reduziert. Die Gewinnschwelle wird später als erwartet erreicht, und auch die Umsätze fallen nicht planmäßig aus. Erste Reaktion: Jeder siebte Mitarbeiter wird entlassen.

Die spanisch-amerikanische Firma Terra Lycos reiht sich in die Liste der Internet-Provider ein, denen die Flaute im Online-Anzeigengeschäft die Zukunftsaussichten verdirbt. Wie das Unternehmen in der vergangenen Woche auf einer Analystenkonferenz mitteilte, werden schwarze Zahlen nicht wie erwartet gegen Jahresende, sondern frühestens Mitte 2002 erreicht. Damit fühlen sich viele Finanzanalysten bestätigt, die seit geraumer Zeit auf eine Reduzierung der hohen Wachstumsziele gewartet hatten.

Die Jahresumsätze sollen sich nach Angaben von Terra Lycos zwischen 652 Millionen und 680 Millionen Dollar bewegen. Bis vor kurzem war der Internet-Provider noch von rund 900 Millionen Dollar Einnahmen ausgegangen. Als Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wird ein Minus von mehr als 200 Millionen Dollar erwartet. Im laufenden Quartal geht Terra Lycos davon aus, rund 155 Millionen Dollar umzusetzen.

Durch Übernahmen die Verluste mehr als verdoppeltAuch sahen die Zahlen für das abgeschlossene erste Quartal des Geschäftsjahres nicht rosig aus. Der Provider konnte 164 Millionen Dollar einnehmen und lag damit im Rahmen der Wallstreet-Erwartungen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum betrug der Anstieg zwar 60 Prozent, gegenüber dem letzten Quartal 2000 musste allerdings ein Rückgang von sechs Prozent verzeichnet werden. Der Nettoverlust stieg durch Aufwendungen für Übernahmen binnen Jahresfrist von 62 Millionen auf 155 Millionen Dollar.

Als Folge der schleppenden Entwicklung hat Terra Lycos angekündigt, bis zum Abschluss des Mergers rund 500 seiner insgesamt 3300 Mitarbeiter zu entlassen. Die Einschnitte sollen vor allem die Vertriebs- und Marketing-Abteilungen betreffen. Die Company war im vergangenen Oktober aus einer 4,6-Milliarden-Dollar-Übernahme von Lycos durch Terra Networks hervorgegangen.

Nach dem Dotcom-Niedergang habe das Unternehmen nach Angaben einer Firmensprecherin versucht, verstärkt Old-Economy-Firmen als Werbekunden zu gewinnen. Verträge mit Coca Cola, IBM und Barnes & Noble hätten inzwischen dafür gesorgt, dass rund drei Viertel aller Werbeeinnahmen von traditionellen Unternehmen stammten. Insgesamt resultierten 69 Prozent der Einkünfte im ersten Quartal aus dem Bereich Werbung, 31 Prozent wurden mit dem Internet-Zugangsgeschäft erzielt.