Windows Server 2008

Terminaldienste holen gegenüber Citrix auf

13.03.2008
Von Michael Pietroforte

Verbesserungen der Terminal-Dienste

Die Lizenzierung der Terminal-Dienste wurde in zweierlei Hinsicht verbessert. Zum einen ist nun endlich auch eine Lizenzierung pro Benutzer möglich, während Windows Server 2003 lediglich gerätebasierte Lizenzen unterstützt. Zum anderen kann eine zugewiesene Lizenz im Falle der gerätebasierten Lizenzierung widerrufen werden. So lassen sich Lizenzen wieder freigeben, wenn sie auf einzelnen Computern nicht mehr benötigt werden. Um Missbrauch zu verhindern, ist dies aber nur für 20 Prozent der Lizenzen möglich. Die Wiederaufnahme einer unterbrochenen Sitzung funktioniert nun auch in einer Terminal-Server-Farm.

Der neue Terminal-Dienste-Sitzungs-Broker (TS Session Broker) bietet Lastverteilung und ist daher für Terminal-Server-Farmen eine Alternative zu Microsofts Network Load Balancing (NLB). Auf diese Weise lässt sich nun auch mit der Standardausgabe von Windows Server 2008 eine Lastverteilung beim Betrieb mehrerer Terminal-Server einrichten.

Neu ist auch der Drain-Modus. Muss ein Terminal-Server neu gestartet werden, können Administratoren verhindern, dass sich weitere Benutzer anmelden. Anwender, die bereits eine Sitzung geöffnet haben, sind weiterhin imstande, sich mit dem Terminal-Server zu verbinden.

Ein Problem beim Einsatz eines Terminal-Servers als Applikations-Server war von jeher die Einbindung lokaler Drucker. Mit "TS Easy Print" hofft Microsoft, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Auch wenn auf dem Server der Treiber des lokalen Druckers nicht vorhanden ist, soll nun der Ausdruck dank XPS (XML Paper Specification), Microsofts Alternative zu PDF, besser funktionieren.

Neuerungen für Admins

Auch in Bezug auf die Fernverwaltung von Windows-Servern gibt es Neuerungen. Unter Windows Server 2003 lässt sich so manches Verwaltungs-Tool nicht in einer Terminal-Sitzung nicht ausführen. Systemverwalter können sich in so einem Fall auch entfernt im Konsolenmodus anmelden. Der Unterschied zwischen einer Sitzung an der Konsole und einer Terminalverbindung wurde bei Windows Server 2008 im Prinzip abgeschafft. Nun sollten aber die meisten Verwaltungswerkzeuge laufen, die unter Windows Server 2003 in einer Terminalsitzung den Dienst verweigern.

Nützlich ist auch, dass nun eine Meldung ausgegeben wird, wenn sich ein weiterer Systemverwalter anmelden möchte und bereits beide Lizenzen für die Fernverwaltung vergeben wurden. Reagiert der Administrator nicht, wird nach 30 Sekunden die Verbindung unterbrochen und die Lizenz freigegeben. Er kann dann zu einem späteren Zeitpunkt diese Sitzung wieder aufnehmen. (ws)

Stärken und Schwächen

Plus

  • Dank der neuen Möglichkeiten von TS RemoteApp und TS Web Access wird man in kleinen und mittelgroßen Unternehmen nun häufiger auf Terminal-Server-Erweiterungen von Drittanbietern wie Citrix und Ericom verzichten können.

  • TS Gateway ist erstaunlich einfach einzurichten. Sollen Mitarbeiter nur via RDP aus dem Internet auf das Firmennetz zugreifen, kommt man unter Umständen um den Einsatz einer aufwändigen VPN-Lösung herum.

  • Die vielen Verbesserungen im Detail erleichtern insbesondere den Systemverwaltern den Umgang mit den Terminal-Diensten.

Minus

  • Um wirklich alle neuen Features nutzen zu können, ist die neueste RDC-Version erforderlich. Diese ist derzeit nur für die Betaversionen von Windows Vista SP1 und Windows XP SP3 verfügbar.

  • Setzt man mehrere Terminal-Server ein, müssen die Anwendungen auf jedem Server einzeln publiziert werden. Zentrale Verwaltungs-Tools für Terminal-Server-Farmen fehlen unter Windows Server 2008.

  • Die Verteilung der MSI- beziehungsweise RDP-Dateien über Gruppenrichtlinien funktioniert nur innerhalb einer Windows-Domäne.

  • Applikationen unter RemoteApp lassen sich nur für alle Anwender publizieren. Eine Einschränkung auf einzelne Benutzer oder Gruppen ist nicht vorgesehen.

  • TS Web Access erlaubt keine Gruppierung von Anwendungen in Unterordner. Soll eine größere Zahl von Applikationen angeboten werden, verlieren die Anwender schnell die Übersicht.

  • TS Web Access klappte im Test bei Windows Server 2008 RC1 nur mit dem Internet Explorer. Im Firefox werden die Anwendungssymbole nicht angezeigt.

  • TS Session Broker unterstützt nur bis zu fünf Terminal-Server. Für den Einsatz von sitzungsbasierter Lastverteilung in größeren Terminal-Server-Farmen sind daher nach wie vor Erweiterungen von Drittanbietern notwendig.

  • Unter Windows Server 2003 können sich insgesamt drei Administratoren gleichzeitig über RDP anmelden, zwei in einer gewöhnlichen Terminal-Sitzung und einer im Konsolenmodus. Da Windows Server 2008 den Konsolenmodus nicht mehr kennt, können nun nur noch zwei Administratoren gleichzeitig einen Windows-Server verwalten.