Rapid E-Learning: Kurse schnell entwickeln mit Powerpoint

Tempo, Tempo - auch beim Lernen

11.06.2004
MÜNCHEN (CW) - "Rapid E-Learning" steht für das schnelle und einfache Lernen mit Hilfe von Powerpoint-Folien, die nach Bedarf um Audio- und Videodateien ergänzt werden, sowie um den raschen Aufbau entsprechender Kurse. Wenn didaktische Ansprüche in den Hintergrund treten und es vor allem auf Geschwindigkeit ankommt, eignet sich diese von amerikanischen Anbietern entwickelte Lernform.

Ändern sich gesetzliche Rahmenbedingungen oder müssen sich Mitarbeiter schnell Inhalte zu neuen Produkten aneignen, kann das Firmen in die Bredouille bringen. "Herkömmliche Kommunikationsmittel reichen dafür meist nicht mehr aus, Rapid E-Learning ist in vielen dieser Fälle eine sinnvolle Alternative", sagt Josh Bersin, Gründer und Chef-Consultant des US-amerikanischen Beratungsunternehmens Bersin & Associates.

Hinter dem Schlagwort verbirgt sich laut dem Berater "eine neue Kategorie des elektronischen Lehrens und Lernens zur Erstellung von leistungsfähigen und effektiven elektronischen Schulungsprogrammen innerhalb kürzester Zeit". Die zentrale Prämisse des Ansatzes besteht darin, dass die Kriterien "Time to build" und "Time to learn" mindestens ebenso wichtig sind wie die didaktische Qualität eines Web Based Trainings (WBT). Diese Methode eignet sich für die Felder Verkauf, Unterstützung von Handelspartnern, Kundenservice, Personalwesen und interne Kommunikation - vor allem, wenn es um die schnelle Information einer großen Zahl von Teilnehmern geht. Sollen dagegen komplexe Fähigkeiten oder Softskills vermittelt werden, raten auch die Rapid-E-Learning-Verfechter zu traditionellen WBTs oder zu gemischten Lernformen (Blended Learning).

Doch der Markt für die Entwicklung von elektronischen Lehrinhalten hat sich nach der Beobachtung von Bersin im vergangenen Jahr dramatisch verändert. Die Nutzung vorhandener Powerpoint-Präsentationen spiele dabei eine wichtige Rolle. Denn immerhin 80 Prozent aller E-Learning-Profis - so das Ergebnis einer Marktstudie von Bersin & Associates im vergangenen Jahr - verwenden Powerpoint-Folien bei der Gestaltung ihrer Kurse. Für knapp die Hälfte aller Befragten ist das Microsoft-Programm sogar das meistgenutzte Werkzeug bei der Erstellung von WBT-Anwendungen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Powerpoint ist einfach zu bedienen und lässt sich gut für die Darstellung sequenzieller Abläufe einsetzen. "Doch trotz all dieser Vorteile ist Powerpoint ein Programm zur Erstellung von Präsentationen und kein Werkzeug zur kompletten Gestaltung von Online-Trainingskursen", schränkt Bersin ein.

Diese Lücke schließt die modular aufgebaute Präsentations- und Rapid-E-Learning-Plattform "Macromedia Breeze". Powerpoint-Folien können damit direkt am PC vertont und beispielsweise mit interaktiven Links zu weitergehenden Informationen oder Anwendungen im Netz ausgestattet werden. Vorkonfigurierte Feedback-Möglichkeiten in Form von Multiple-Choice-Fragen, Teilnehmer-Abstimmungen oder ein kleines Quiz gestatten eine direkte Erfolgskontrolle.

Nach den Erfahrungen von Bersin halbiert sich damit die Zeit für die Entwicklung und die Kosten. Die Erfahrungen beim Netzwerksoftwarehersteller Novell zeigen, dass sich der Zeitaufwand für die Erstellung eines Kurses von bisher über vier auf weniger als eine Woche verringert hat. Die Produktionskosten pro Kurs mit einem Umfang von 15 bis 20 Seiten sind von 15000 Dollar auf 3000 bis 4000 Dollar gesunken. (iw)