Sun-Systeme bleiben weiter im Einsatz

Telia konsolidiert Web-Hosting unter Linux auf IBM-Mainframe

15.12.2000
MÜNCHEN (CW) - Das schwedische Telekommunikationsunternehmen Telia wird sein Internet-Service-Provider-(ISP-)Geschäft künftig auf einer S/390-Maschine von IBM abwickeln. Auf dem Mainframe wollen die Administratoren 1500 virtuelle Linux-basierte Web-Server einrichten. Die bislang eingesetzten Sun-Server sollen jedoch bis auf etwa 40 "Netra-T1"-Systeme weiter verwendet werden.

Telia, das nach eigenen Angaben größte Telco-Unternehmen Skandinaviens, baut die IT seines ISP-Bereichs um. Dieses Geschäftssegment lief bislang auf insgesamt 70 Sun-Maschinen, darunter zwei "Starfire-E10000"-Server, sowie einer bunten Mischung weiterer 68 Sun-Rechner unter dem Betriebssystem "Solaris". Gespeichert wurden die Daten auf "Symmetrix"-Enterprise-Storage-Systemen von EMC.

Zukünftig werde das Web-Hosting-Geschäft auf einem S/390-Mainframe konsolidiert, erklärten die IBM-Verantwortlichen in einer Pressemitteilung. Auf dem System sollen 1500 virtuelle Linux-Server eingerichtet werden. Bei dem Mainframe soll es sich um eine Zwölf-Wege-Maschine mit einer Rechenleistung von 1650 Mips handeln (Mips steht für Million instructions per second). Als Datenlager werde Telia zukünftig einen "Shark"-Storage-Server der Armonker einsetzen. Das Speichersystem biete eine Kapazität von 11,4 Terabyte. Der Deal hat ein Volumen von drei Millionen Dollar, erklärt IBM-Sprecherin Trink Guarino. Bis Ende des Jahres sollen die Systeme bei Telia in Dänemark stehen.

Mit dem Linux-basierten Mainframe könne Telia seinen Kunden ein besseres Preismodell anbieten, erklärt Finanzchef Henrik Wulff Riedl. Außerdem ließen sich neue Server schneller einrichten. Benötigten die Administratoren früher etwa fünf Stunden, um eine neue Maschine in das Netz einzuklinken, dauere es heute nur mehr fünf Minuten, um einen virtuellen Linux-Server auf dem Big Iron einzurichten.

Allerdings wird der Mainframe die Sun-Maschinen nicht ersetzen, erklärt der dänische Telia-Manager Arne Larssen. Das Telco-Unternehmen habe das IBM-System wegen der besseren Skalierbarkeit angeschafft. Außerdem benötige man eine größere Plattform für die eigenen Serviceangebote. Zwar werde das Provider-Geschäft künftig auf dem Mainframe laufen, die Sun-Systeme blieben jedoch weiterhin im Einsatz.

Das bestätigt auch Michael Schröder, Produkt-Marketing-Manager bei Sun. Die E10000-Maschinen würden keineswegs auf das Abstellgleis geschoben, wie an vielen Stellen berichtet wurde. Es sei nur der Web-Hosting-Bereich, wo sich Telia entschieden habe, auf einen Mainframe zu wechseln - und das auch nur in seiner dänischen Dependance.

Schröder verteidigt das Sun-Konzept. Demnach empfehlen die Kalifornier ihren Kunden, speziell im Web-Hosting-Segment eher horizontal statt vertikal zu skalieren, das heißt, kleinere Boxen nebeneinander zu stellen. Das erlaube ein besseres Load-Sharing sowie eine höhere Ausfallsicherheit.

Telia hat sich gegen dieses Konzept entschieden. Der IBM-Mainframe wird laut Schröder zirka 40 Netra-T1-Maschinen von Sun ersetzen. Diese Application-Server sind dedizierte Rechner, die für eine Spezialaufgabe, in diesem Fall das Web-Hosting, zugeschnitten sind. Die Entscheidung Telias will der Sun-Manager nicht kommentieren.

TeliaDie nordeuropäische Telco-Company Telia wird nach eigenen Angaben im Geschäftsjahr 2000 etwa sieben Milliarden Dollar umsetzen. Das Unternehmen betreut zirka sechs Millionen Festnetzanschlüsse und drei Millionen Mobilfunkanwender im skandinavischen und baltischen Raum. Ferner gehen über 620000 Schweden mit Hilfe von Telia ins Internet.