Telekom will Plaene modifizieren EU-Kommission verweigert ihr Plazet zum Joint-venture Atlas

02.06.1995

BRUESSEL/BONN (CW) - Nun ist es amtlich: Das von der Deutschen Telekom und France Telecom geplante Joint-venture Atlas bekommt in der vorliegenden Form nicht die Zustimmung der Bruesseler EU- Kommission. Nach Angaben von EU-Wettbewerbskommissar Karel van Miert haben beide Carrier ein "Warnschreiben" erhalten, in dem auf die wettbewerbs-rechtlichen Probleme der Allianz hingewiesen wird.

Wie schon seit laengerem angekuendigt, sehen van Mierts Beamte eine schnellere Liberalisierung der Telecom-Maerkte beider Laender als unabdingbare Voraussetzung fuer die kartellrechtliche Genehmigung des Gemeinschaftsunternehmens an. Zudem hat man in Bruessel nach wie vor Bauchschmerzen mit der marktbeherrschenden Position beider Unternehmen im Bereich der Datenkommunikation. Aus diesem Grund seien, wie van Miert nun gegenueber Korrespondenten in Bruessel erklaerte, "betraechtliche Aenderungen" beim Projekt Atlas notwendig.

Dabei duerfte es vor allem um die X.25-Services Datex-P und Transpac gehen, wo beide Carrier trotz der Liberalisierung in ihren jeweiligen Heimatmaerkten immer noch einen Marktanteil von rund 75 Prozent halten. Zudem komme, so der streitbare EU- Kommissar, erschwerend hinzu, dass beide Unternehmen derzeit ueber das Monopol in Sachen Netzinfrastruktur verfuegten. Van Miert forderte in diesem Zusammen-hang erneut die Regierungen in Bonn und Paris auf, durch die Genehmigung sogenannter alternativer Netze deutliche Zeichen einer beschleunigten Liberalisierung noch vor 1998 zu setzen.

Das Veto bedeutet van Miert zufolge keine "Verurteilung" und ist auch nicht das letzte Wort aus Bruessel. Vor einer endgueltigen Entscheidung werde es weitere Pruefungen geben. Telekom-Sprecher Klaus Czerwinski stellte unterdessen gegenueber dem "Handelsblatt" eine Modifizierung der Atlas-Plaene in Aussicht. In Bonn sei man, so Czerwinski, zuversichtlich, dass es zu einer einvernehmlichen Loesung komme.