100 000 Datex-Anschlüsse: Datex-P wächst, für Datex-L droht das Aus

Telekom will noch 1992 erste Frame-Relay-Leitung schalten

27.11.1992

MÜNCHEN (CW) - Die Telekom sieht ihren paketvermittelnden Datendienst Datex-P im Aufwärtstrend. Die Zahl der Anschlüsse verdoppelte sich nach Angaben der Bonner in den letzten fünf Jahren von rund 38 000 auf etwa 76 000 Anschlüsse. Insgesamt hat der Carrier damit die 100 000-Anschlußgrenze bei den transportorientierten Mehrwertdiensten überschritten.

Die Zahl der Datex-L-Anschlüsse stagniert dagegen auf einem niedrigen Niveau mit etwa 24 000 Teilnehmern. "Hält dieser Trend bei Datex-L weiter an, könnte in den nächsten zwei Jahren das Aus für diesen Dienst kommen", kommentiert Konrad Schmidt, Geschäftsbereichsleiter Telekom im Bereich Transportorientierte Mehrwertdienste, die Situation des leitungsvermittelten Dienstes. Eine Ursache für diese Entwicklung ist laut Schmidt die Migration zu ISDN mit Übertragungsgeschwindigkeiten von 64 Kbit/s, während Datex-L eine Transferrate bis 9,6 Kbit/s bietet, beide Dienste aber taktbezogen abgerechnet werden. Insgesamt ist das Unternehmen mit der Entwicklung der Mehrwertdienste zufrieden. Schmidt: "Wir betätigen uns in den Wettbewerbsmärkten für Mehrwertdienste nicht ohne Erfolg. Heute erzielen wir hier acht Prozent unseres Jahresumsatzes."

In Zukunft will der magentafarbene Carrier auch Frame-Relay-Verbindungen für LANs anbieten. Dabei ist ein Datendurchsatz mit Übertragungsgeschwindigkeiten zwischen 1x64 Kbit/s und 15x64 Kbit/s realisierbar. "Eine der ersten Frame-Relay-Anbindungen werden wir noch 1992 mit VW realisieren", so Schmidt zu den Aussichten.

Darüber hinaus plant das Bonner Unternehmen den weiteren Ausbau von Datex-P. 1993 soll die Zahl der Vermittlungsstellen von derzeit 56 auf 800 Netzzugänge erweitert werden. Außerdem will das Unternehmen im nächsten Jahr die Zugangsmöglichkeiten zu Datex-P erweitern: Der Bonner Carrier hat vor, im Modembetrieb Verbindungen via V.42, V.42bis und MNP 4 beziehungsweise MNP 5 anzubieten, die Geschwindigkeiten von bis zu 19,2 Kbit/s erlauben. Bundesweit wird der Multifunktionszugang sowohl aus dem analogen Telefonnetz als auch aus dem ISDN mit einer einheitlichen Rufnummer ausgestattet. Über Datex-J sollen die Anwender im kommenden Jahr einen flächendeckenden Zugang zum Ortstarif erhalten. Weiterhin ist ein synchroner Einwählzugang entsprechend X.32 in Vorbereitung. Mit Modacom wird das Unternehmen ein mobiles Terminal für Datex-P anbieten.

Für den 100 000. Datex-Kundenanschluß, die Signal Versicherungen, Dortmund, waren Kostengründe das Hauptkriterium für die Datex-P-Entscheidung. Dazu Theodor Pothmann, Leiter Allgemeine Betriebsorganisation der Signal Versicherungen: "Das zeittaktorientierte ISDN scheidet aus Kostengründen noch aus, das transaktionsorientierte Datex-P kommt uns billiger." Für den Dortmunder kommt auch Datex-L nicht in Frage, da dieser Dienst nicht für Online-Betrieb ausgelegt ist, so Pothmann. Das Versicherungsunternehmen gleicht über Datex-P die Daten der regionalen Geschäftsstellen sowie der Haupverwaltung ab.