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Telekom will Führungsrolle auch mit Akquisitionen ausbauen

03.05.2006
Die Deutsche Telekom will ihre Stellung als Europas führender Telekomkonzern mit Zukäufen ausbauen.

"Wir sind entschlossen, unsere Führungsposition zu halten und auszubauen", sagte Vorstandschef Kai-Uwe Ricke auf der Hauptversammlung in Köln. Sein Unternehmen werde mit organischen und anorganischen Maßnahmen - also mit Akquisitionen - sicherstellen, dass dies gelinge.

Die europäische Telekombranche steckt in einer Konsolidierungsphase, was sich unter anderem an der Übernahme des Mobilfunkanbieters O2 durch Telefónica zeigt. Experten rechnen damit, dass der Trend zunehmen wird. An diesem Prozess will sich die Deutsche Telekom laut Ricke "aktiv" beteiligen. "Wir schließen Zukäufe ausdrücklich nicht aus", sagte er. Zu möglichen Akquisitionszielen äußerte sich der Vorstandsvorsitzende nicht.

Entschuldung

Im vergangenen Jahr hatte das Bonner Unternehmen zwei größere Übernahmen eingeleitet - den österreichischen Mobilfunkkonzern tele.ring sowie die IT-Tochter von VW, die in Berlin angesiedelte Gedas. Ricke bekräftigte, dass sein Konzern in den bestehenden Ländern wachsen will. Die Telekom werde aber nur Käufe tätigen, wenn sie wertsteigernd seien. Den nötigen finanziellen Spielraum verschaffte sich die Gesellschaft mit dem konsequenten Abbau der Schuldenlast, die sich bis Ende 2005 auf 39 Milliarden Euro verringerte.

Um das Geschäft in den Vereinigten Staaten und in Deutschland zu stärken, plant das Unternehmen milliardenschwere Investitionen. In Deutschland will der Konzern zusätzliche Mittel in den Ausbau des Marktanteils investieren. Ricke legt damit den Fokus stärker auf den Umsatz statt auf den Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA). In Deutschland hat die Telekom mit erheblichen Einbußen im Festnetzgeschäft zu kämpfen. Hinzu kommt nun die Sättigung des Mobilfunkmarktes, der sich im Ergebnis von T-Mobile Deutschland niederschlägt.

Mehr Frequenzen für T-Mobile USA

Um den wichtigsten Wachstumstreiber der Telekom - die amerikanische Mobilfunktochter T-Mobile USA - zu stärken, plant die Telekom den Erwerb weiterer Mobilfunkfrequenzen in den Vereinigten Staaten. Im kommenden Monat läuft die Auktion dafür an. Die Telekom werde sich daran beteiligen, sagte Ricke. Zu den erwarteten Kosten machte er keine Angaben. Analysten schätzen die Kosten für die Frequenzen und den Netzaufbau auf mehrere Milliarden Euro.

Mit Zukäufen und den zusätzlichen Mitteln für die Entwicklung des operativen Geschäfts will Ricke den Wert der Telekom-Aktie steigern. Der Aktienkurs der Bonner tritt seit Monaten auf der Stelle und erhielt erst mit dem Einstieg von Blackstone einen kleinen Aufschwung. Der Finanzinvestor erwarb kürzlich 4,5 Prozent der Telekom und wird künftig auch im Aufsichtsrat des Unternehmens vertreten sein. Lawrence Guffey werde als Vertreter von Blackstone in das Gremium einziehen, sagte der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Klaus Zumwinkel. Ausscheiden werde dafür Hans-Jürgen Schinzler, Aufsichtsratschef der Münchener Rück.

Prognosen bestätigt

Ricke bestätigte die Prognose für dieses und das kommende Jahr. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) wird demnach in diesem Jahr auf 20,2 bis 20,7 Milliarden Euro sinken. Der Rückgang hängt mit zusätzlichen Investitionen in die Kundengewinnung zusammen, die das Ergebnis um 1,2 Milliarden Euro schmälern werden. Für das kommende Jahr rechnet er mit einem EBITDA von 21,7 bis 22,2 Milliarden Euro. (dpa/tc)