Mitfinanzierung der DDR-Telecom-Infrastruktur

Telekom will 30 Milliarden Mark auf dem Kapitalmarkt aufnehmen

06.07.1990

BONN (vwd) - Die deutsche Bundespost Telecom will bis 1997 direkt oder indirekt über Darlehen rund 30 Milliarden Mark am Kapitalmarkt aufnehmen. Mit diesen Geldern soll der Löwenanteil für ein Programm zum Aufbau der Telekommunikations-Infrastruktur in der DDR finanziert werden.

Der gemeinsam mit der DDR ermittelte Finanzierungsbedarf beläuft sich in den Jahren 1991 bis 1997 auf insgesamt 55 Milliarden Mark. Nach Angaben von Bundespostminister Christian Schwarz-Schilling sollen diese Investitionen jedoch nicht zu Lasten der in der Bundesrepublik getätigten Ausgaben gehen. Für die Aufbringung des Fremdkapitals würde auch der "Fond Deutsche Einheit" nicht beansprucht.

Bereits für 1990 ist ein Etat von 110 Millionen Mark für die Beschaffungen in der DDR vorgesehen. Vorrang hat dabei die Verbesserung des C-Netzes. Darüber hinaus steht der Ausbau der Telekommunikationsnetze durch die Deutsche Post der DDR auf dem Programm, wobei für diesen Bereich ein Etat von 540 Millionen Mark eingeplant wurde. Diese Investitionen wiederum will die bundesdeutsche Telecom mit einem Darlehen von 240 Millionen Mark unterstützen. Schwarz-Schilling plädierte in diesem Zusammenhang für eine zügige Angleichung der ordnungspolitischen Bedingungen im Fernmeldewesen in beiden Teilen Deutschlands.

Das Mobilfunknetz D in der DDR soll voraussichtlich mit privater Beteiligung errichtet werden. Nach weiteren Angaben des Postministers möchte die Post in der DDR den zweiten und privaten Betreiber im Rahmen einer Ausschreibung bestimmen. Auch auf dem Gebiet der Satellitenkommunikation solle sich der ostdeutsche Markt für private Anbieter sehr rasch öffnen. Für in der DDR tätige Unternehmen empfehle es sich, dort, wo kein ausreichendes öffentliches Telecom-Netz zur Verfügung stehe, ihren Kommunikationsbedarf im Telefonverkehr ebenfalls über private Parabolantennen via Satellit abzuwickeln.