Helmut Ricke, ein Mann aus dem Mittelstand, macht das Rennen

Telekom: Vorstandsvorsitz für Loewe-Chef

22.09.1989

BONN (bi) - Die Würfel sind gefallen: Helmut Ricke, Vorsitzender der Geschäftsführung der Loewe-Opta GmbH in Kronach, war der Überraschungskandidat des Postministers für das Amt des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bundespost Telekom. Ricke, in der Telekom-Szene bekanntgeworden als Btx-Hoffnungsträger, muß seinen Anteil von 51 Prozent an die Loewe Management GmbH abgegeben haben, wenn er sein neues Amt am 1. Januar 1990 antritt.

Diese Personalentscheidung, für die Schwarz-Schilling jetzt das Einvernehmen mit dem bereits konstituierten Aufsichtsrat der Telekom einholte (vergleiche CW Nr. 37, Seite 1), stieß speziell in der Bildschirmtext-Gemeinde "auf große Freude", wie Btx-aktuell berichtet. Ricke, dessen Karriere sich rund um den (Fernseh-) Bildschirm aufbaute (Philips, Fernsehgroßhandlung Schürmann, Nordmende, Loewe-Opta), wird, was die Zahl "seiner" künftigen Mitarbeiter anbelangt, einen gewaltigen Sprung machen: von zirka 1500 auf über 200 000 in dem künftigen Staatsunternehmen, das zur Zeit auf einen Umsatz von 37 Milliarden Mark verweisen kann. Ricke ist sich der neuen Chance, aber auch "der Problematik, mit der Telekom ein Unternehmen zu führen, in dem Monopol- und Wettbewerbsbereich eng nebeneinander stehen", durchaus bewußt. In den bestehenden Monopolbereichen hält Ricke eine neue Denkweise für absolut notwendig. Diese könnte nur dann gesichert werden, wenn "wir uns so verhalten, als ob wir im Wettbewerb wären", führte er aus. Das Monopol müsse vor allem zum Nutzen der Anwender gehandhabt werden.

Auch der Aufsichtsratsvorsitzende und sein Vertreter wurden benannt: Wie erwartet übernimmt der Unternehmensberater und Ex-IBMer Rolf-Dieter Leister den Vorsitz; Emil Bock, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Postgewerkschaft, ist sein Vize.

Die weiteren acht bis neun Vorstandsressorts sollen in den nächsten Sitzungen der Aufsichtsräte Mitte bis Ende Oktober besetzt werden und zwar je zur Hälfte aus der Post und von außen.