Netz- und Systemgeschäft als vierte Konzernsäule

Telekom-Tochter T-Systems setzt sich ehrgeizige Ziele

09.02.2001
BERLIN (fn) - Mit einem jährlichen Wachstum von 65 Prozent will das Management der neuen Telekom-Gesellschaft T-Systems zum globalen Anbieter von TK- und IT-Dienstleistungen werden. Zurzeit kommt die Firma jedoch nur dort zum Zuge, wo das Mutterhaus eigene Netze oder starke Partner hat.

Nach einem wegen personeller Turbulenzen etwas holprigen Start nimmt nun die T-Systems International GmbH offiziell ihre Geschäfte auf und bildet neben T-Com, T-Mobil und T-Online die vierte Konzernsparte der Deutschen Telekom. Das Unternehmen sieht sich mit 37000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von elf Milliarden Euro als Anbieter von Systemlösungen auf Platz zwei in Europa. In fünf Jahren soll die neue Sparte so viel zum Gesamtumsatz der Telekom beitragen wie das Netzgeschäft heute.

Telekom ist noch kein Global PlayerDen weltweiten Systemlösungsmarkt taxiert das T-Systems-Management auf 100 Milliarden Euro im Jahr 2004. Hier möchte der neue Dienstleister vor allem Konkurrenten wie beispielsweise IBM Marktanteile und Kunden streitig machen. Firmen würden besonders in Business-to-Business-Systeme investieren, um am elektronischen Geschäftsverkehr teilzuhaben, wozu sowohl Netze als auch IT-Systeme erforderlich sind. An Ehrgeiz mangelt es nicht: T-Systems erwartet ein jährliches Wachstum von 65 Prozent.

Zwar hat die Telekom-Tochter gute Startvoraussetzungen in Deutschland und einigen europäischen Ländern, doch dürfte es dem Anbieter schwer fallen, seine Trümpfe dort auszuspielen, wo der Bonner Carrier nicht mit eigenen Netzen oder starken Partnern vertreten ist - bekanntlich ist auch die Telekom selbst noch kein Global Player. Einen großen Teil des Geschäfts (22 Prozent) wickelt T-Systems mit der Konzernmutter ab. Ein ebenfalls dicker Fisch unter den Kunden ist der ehemalige Debis-Eigentümer Daimler-Chrysler mit sechs Prozent Umsatzanteil.

Zunächst will sich das Management auf die Kernmärkte Europa und Nordamerika konzentrieren, später sollen der asiatisch-pazifische Wirtschaftsraum sowie Lateinamerika folgen. Diese Märkte sollen durch Zukäufe und Allianzen erschlossen werden.

Neben Beratungsdienstleistungen bietet das Unternehmen Systemintegration, Desktop-Services (Planung, Implementierung und Betrieb von Office-Lösungen und Groupware), Computing-Services (Outsourcing, Application-Service-Providing), Network-Services sowie Mobilfunkanwendungen an.

Zudem will die Telekom-Tochter eine Reihe von Online-Marktplätzen errichten. Dies ist im Falle von "Chemplorer", einer Internet-Handelsbörse, für die Pharma- und Chemieindustrie bereits geschehen. Unter der neuen Firma soll auch der Mittelstandsmarktplatz "T-Mart" geführt werden.

Hohe Erwartungen hegt T-Systems für das Geschäft mit der Softwarevermietung. Dies umfasst sowohl Customer-Relationship-Software als auch E-Commerce-Programme, Supply-Chain-Management-Lösungen, aber auch Office- und E-Mail-Systeme. So steht für das zweite Quartal 2001 die Markteinführung eines ASP-Modells für Office-Programme an. Der ASP-Service "Online-Office" ist bereits am Netz. Dabei wird das Messaging-System "Exchange" von Microsoft im Hosting angeboten. Bisher machen etwa 100 Kunden von dem Angebot Gebrauch. Doch auch das klassische Outsourcing wird weiter eine zentrale Rolle spielen.