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Telekom-Tarifgespräche gescheitert - Warnstreiks werden ausgeweitet

15.05.2006
Der Tarifstreit bei der Deutschen Telekom hat sich mit dem Scheitern der Verhandlungen zugespitzt. Die Gewerkschaft ver.di will nun die Warnstreiks ausweiten.

"Wir haben eine sehr große Bereitschaft bei der Belegschaft, uns zu unterstützen", sagte ver.di-Verhandlungsführer Lothar Schröder am Sonntag. Die Gewerkschaft lehnte das Telekom-Angebot von einer Einmalzahlung von 1000 Euro für die 110.000 Mitarbeiter von Festnetzsparte und Konzernzentrale als "Minusrunde" und "Mogelpackung" ab. Nun können die Tarifparteien die Schlichtung anrufen.

"Die Leute sind wütend über das Angebot, das die Arbeitgeber auf den Tisch gelegt haben", sagte Schröder, der in den kommenden Wochen in den Aufsichtsrat der Telekom einziehen soll, der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. ver.di fordert eine Anhebung um sechs Prozent, was das Unternehmen als "realitätsfern" ablehnt. Die Gewerkschaft hatte das Telekom-Angebot am Samstag abgelehnt und die Gespräche nach der fünften Runde für gescheitert erklärt.

Nachbesserung ausgeschlossen

Eine Nachbesserung des Telekom-Angebots schloss Personalvorstand Heinz Klinkhammer aus. "Wir werden natürlich nicht, wie von ver.di gefordert, ein neues Angebot vorlegen", sagte er der Tagezeitung "Die Welt". Das Unternehmen rechnet für die Zukunft mit einem schärferen Wettbewerb vor allem im Festnetzgeschäft, wodurch die Margen unter Druck geraten werden. In der vergangenen Tarifrunde war eine Anhebung um 2,7 Prozent ausgehandelt worden.

Klinkhammer zufolge stellt die vorgeschlagene Einmalzahlung in bar und in Aktien je nach Gehaltsgruppe eine Erhöhung von 1,4 bis 3,5 Prozent dar. ver.di-Verhandlungsführer Schröder sagte hingegen, das Angebot sehe eine Reihe von Gegenrechnungen vor, die im Ergebnis zu einer "Minusrunde" führen würden. Das Telekom-Angebot sei eine "Mogelpackung", weil die wöchentliche Mehrarbeit pro Mitarbeiter steigen würde. "Es ist absurd, zu glauben, dass die Beschäftigten Minusrunden und Mehrbelastungen hinnehmen, wenn gleichzeitig die Dividenden steigen." Das Bonner Unternehmen will nach dem Rekordgewinn im vergangenen Jahr die Dividende um 16 Prozent anheben.

Mehrere tausend Mitarbeiter waren seit vergangenem Montag bundesweit in Warnstreiks getreten, um den Druck auf die Konzernführung zu erhöhen. Um eine Ausweitung der Protestaktionen zu verhindern, kann die Telekom die Schlichtung anrufen. Sollte auch dann kein Kompromiss erreicht werden, können die Mitarbeiter der Telekom in den Streik treten. ver.di könne einen möglichen Arbeitskampf monatelang durchhalten, betonte Schröder. (dpa/tc)