Verluste bei Auslandsbeteiligungen reduziert

Telekom scheint sich im Wettbewerb zu behaupten

23.04.1999
BONN (gh) - Die Deutsche Telekom AG hat das erste Jahr der vollständigen Liberalisierung des deutschen TK-Marktes alles in allem erfolgreich bewältigt. Dies ergibt die nun vorgelegte Konzernbilanz 1998. Der Ex-Monopolist konnte - abzüglich der für Wettbewerber fakturierten Erlöse - gegenüber 1997 einen rund zweiprozentigen Umsatzzuwachs erzielen. Der Marktanteil im Festnetzgeschäft sank wie erwartet; Verlustbringer wie Endgeräte und Auslandsbeteiligungen sind offensichtlich auf dem Weg der Besserung.

Offensichtlich zufrieden kommentierte Telekom-Chef Ron Sommer die schon weitgehend bekannten Konzernzahlen für das Geschäftsjahr 1998. Demnach stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 3,3 Prozent von 67,6 auf 69,9 Milliarden Mark. In diesen Einnahmen sind erstmals für Wettbewerber fakturierte Erlöse von rund einer Milliarde Mark enthalten, so daß für die Telekom unter dem Strich ein rund zweiprozentiges Wachstum blieb. Das Ergebnis vor Steuern erhöhte sich um knapp 39 Prozent auf fast zehn Milliarden Mark. Nach Abzug der Steuern ergibt sich ein Überschuß von 4,4 Milliarden Mark.

Aufschlußreicher als die Konzernbilanz ist jedoch die Entwicklung einzelner Geschäftsbereiche (siehe auch Abbildung "Telekom-Umsatzzahlen"). Der mit Abstand größte Umsatzträger der Telekom ist nach wie vor die festnetzbasierte Telefonie, die im vergangenen Jahr mit Einnahmen von 40,2 Milliarden Mark zu Buche schlug. Hier machte sich, wie Finanzchef Joachim Kröske erläuterte, der Wettbewerb mit einem Umsatzminus gegenüber 1997 von 4,2 Prozent bemerkbar; der Marktanteil der Telekom in Deutschland sank Unternehmensangaben zufolge von 81,5 auf 76,5 Prozent. Diese Einschätzung beinhaltet allerdings auch die festnetzbasierte Datenkommunikation, ein Bereich, in dem die Bonner 1998 inklusive ihres Systemlösungsgeschäfts im Vorjahresvergleich von 4,6 auf 4,9 Milliarden Mark Umsatz zulegten. Etwas gemildert wurde der Rückgang der Einnahmen in der klassischen Telefonie durch Erlöse aus Interconnection-Gebühren, die dem Ex-Monopolisten 1998 rund 3,3 Milliarden Mark in die Kasse brachten.

Einer der größten Wachstumslokomotiven der Telekom war auch im vergangenen Jahr die Mobilkommunikation mit einem Umsatzanstieg von fünf auf sechs Milliarden Mark - dabei im besonderen das Mobilfunknetz "T-D1". So erhöhte sich dort die Zahl der Kunden um rund 3,3 auf 5,5 Millionen; aktuell sei bereits die Sechs-Millionen-Grenze überschritten worden, hieß es in Bonn. Ebenso wie in der Mobilkommunikation hielt laut Telekom auch im ISDN-Bereich die Aufwärtsentwicklung an. Die Zahl der ISDN-Kanäle konnte zum Jahresende 1998 gegenüber 1997 um 38 Prozent von 7,3 auf 10,1 Millionen gesteigert werden, mit einem Plus von 63 Prozent ging dabei, so Telekom-Chef Sommer, vor allem bei den privaten Kunden "die Post ab". Die Zahl der Telefonschlüsse (einschließlich ISDN-Basiskanälen) stieg von 45,2 auf 46,5 Millionen, der Anteil der ISDN-Basiskanäle erhöhte sich von rund 16 auf 22 Prozent.

Insgesamt sei es, so Sommer, im vergangenen Jahr gelungen, "als Entwicklungslokomotive ständig neue Märkte zu erschließen, um auf diese Weise neue Umsätze und Erträge zu generieren und so die politisch gewollten Marktanteilsverluste zu kompensieren". Mit dieser doch sehr stark nach Eigenlob klingenden Aussage spielte der Telekom-Frontmann offensichtlich vor allem auf "Innovationen" an, mit denen sein Unternehmen an der Tariffront den Wettbewerbern Paroli bieten konnte. Wie entspannt man beim Ex-Monopolisten mittlerweile den Konkurrenzkampf im Inland sieht, machte Sommer im weiteren deutlich: "Der drastische Preisverfall hat bewirkt, daß der Markt sehr viel früher als erwartet in eine Konsolidierungsphase tritt. Worauf es jetzt ankommt, ist Kundenbindung, denn das Call-by-Call-Geschäft ist launisch. Jetzt zeigt sich, wie wichtig - was viele noch vor einem Jahr für überflüssig hielten - eine eigene und gut ausgebaute Netzinfrastruktur ist."

Sommer kündigte in diesem Zusammenhang neben der beginnenden Vermarktung von ADSL-Anschlüssen ("T-DSL") eine Produktoffensive im ISDN-Bereich in Form weiterer Leistungsmerkmale an. Allgemein geht man in Bonn davon aus, daß kräftige Preisrunden wie im Vorjahr nicht mehr zu erwarten sind. Man habe mittlerweile geeignete Tarif-Maßnahmen umgesetzt, um Marktanteile bei den Ferngesprächen von der Konkurrenz zurückerobern zu können, hieß es.

Zupaß kommt dem Telekom-Management offenbar auch die Tatsache, daß es 1998 gelang, die Sanierung einiger "Baustellen" (O-Ton Sommer) wie angekündigt erfolgreich in Angriff zu nehmen. So konnten die Verluste beim Breitbandkabel mit 600 Millionen, bei Endgeräten von 200 Millionen beziehungsweise der Auskunft mit 300 Millionen Mark gegenüber dem Vorjahr jeweils halbiert werden. Auch das durch Global One und die Asienkrise verursachte negative Ergebnis bei den Auslandsbeteiligungen konnte von 1,5 (1997) Milliarden Mark auf 600 Millionen Mark gedrückt werden. Überdies wirk(t)en sich allgemeine Kostensenkungsmaßnahmen sowie der anhaltende planmäßige Personalabbau in der Bilanz positiv aus. Eine Strategie, die vor allem auch in der Zukunft greifen muß. Denn die zum 1. Januar wirksam gewordenen Tarifsenkungen um bis zu 60 Prozent haben der Telekom nach vorläufigen Zahlen im ersten Quartal 1999 einen Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent auf 16,1 Milliarden Mark beschert. Der Gewinn konnte allerdings durch besagte Maßnahmen mit 1,04 Milliarden Mark auf Vorjahresniveau gehalten werden.

Abb.1: Telekom-Umsatz

Klare Verhältnisse: Noch immer dominiert die Festnetzkommunikation die Umsatzstruktur der Telekom. Quelle: Deutsche Telekom

Abb.2: Telekom-Umsatzzahlen

Wachstum: Umsatzrückgänge im Festnetz konnten kompensiert werden. Quelle: Deutsche Telekom