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Telekom-Manager üben fragwürdigen Gehaltsverzicht

18.06.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Vorstandsmitglieder der Deutschen Telekom wollen in diesem Jahr freiwillig auf ihre Aktienoptionen verzichten. Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung planen der Telekom-Chef Ron Sommer und seine sieben Vorstandskollegen, dem Aufsichtsrat in Kürze einen entsprechenden Vorschlag als freiwillige Einsparmaßnahme zu unterbreiten. Neben den Vorständen sollen auch rund 3000 weitere Führungskräfte auf die Hälfte ihrer Aktienoptionen verzichten.

Sommer und seine Kollegen reagieren mit dieser Maßnahme auf die Kritik, dass die Vorstandsgehälter 2001 im Vergleich zum Vorjahr um fast 90 Prozent gestiegen sind (Computerwoche online berichtete). An der Erhöhung der Bezüge von 9,2 auf 17,4 Millionen Euro will der Telekom-Chef aber festhalten. Außerdem wollten sich die Vorstände noch 1,7 Millionen Aktienoptionen spendieren. Nach Berechnungen des Hamburger Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlers Michael Adams könnte allein das für 2001 genehmigte Optionsprogramm den Vorstandsmitgliedern bei einer Laufzeit von zehn Jahren einen dreistelligen Millionen-Betrag einbringen - vorausgesetzt, die T-Aktie beendet ihren derzeitigen Sturzflug.

Mit Aktienoptionen erwerben Führungskräfte das Recht, Anteilscheine des eigenen Unternehmens zu einem Festpreis zu zeichnen. Steigt der Kurs der Aktie anschließend über den festgelegten Wert, machen sie Gewinn. Bislang galt bei der Telekom, dass die Vorstände ihre Optionen bei einem Anstieg von 20 Prozent über einen definierten Kurs ausüben dürfen.

Inzwischen kritisierte auch der Unionskanzlerkandidat Edmund Stoiber die Gehaltsentwicklung bei Managern - insbesondere in Hinblick auf die aktuelle Wirtschaftskrise und Massenentlassungen. In einem Interview mit dem "Manager-Magazin" erklärte der CSU-Politiker, dass es Bürgern nicht zu vermitteln sei, wenn etwa bei der Telekom die Vorstandsgehälter um bis zu 89 Prozent erhöht werden und gleichzeitig die Volksaktie historische Tiefststände erreicht. (mb)