Telekom kuendigt Ermaessigung bei Telefongespraechen nach Nordamerika an Ron Sommer will kuenftig auf der Klaviatur des Verkaufens spielen

16.06.1995

BONN (gh) - Optimismus pur war beim Rueckblick auf das Geschaeftsjahr 1994 der Deutschen Telekom AG angesagt. Der Bonner Carrier konnte nach den Worten des neuen Vorstandsvorsitzenden Ron Sommer mit einem Umsatzzuwachs von 7,2 Prozent und einem Gewinn von 1,3 Milliarden Mark nach Steuern in seinem letzten Jahr als staatliches Postunternehmen ein "sehr respektables Ergebnis" erzielen.

Die Telekom hat nach dem Verlustjahr 1993 den Turnaround geschafft und schreibt wieder schwarze Zahlen - zumindest eine schwarze Null. Seinen Ueberschuss (nach Steuern und letztmaliger Ablieferung an den Bund) in Hoehe von 1,3 Milliarden Mark verdankt das ehemalige Postunternehmen allerdings im wesentlichen der Uebertragung des C-Netzes auf die Mobilfunk-Tochter DeTeMobil und der damit verbundenen Verbuchung eines entsprechenden internen Gewinnes.

Dies ist die wichtigste Aussage des vergangene Woche vorgestellten Geschaeftsberichtes 1994, in dem die Telekom einen Umsatz (unter Beruecksichtigung der Ausgliederung des Mobilfunks) von rund 61,2 Milliarden Mark ausweist. Vor Steuern und Ablieferung an den Bund verblieb der Deutschen Telekom AG im abgelaufenen Geschaeftsjahr ein Gewinn von 7,1 Milliarden Mark. Damit sei, wie Telekom- Finanzvorstand Joachim Kroeske auf der Bilanzpressekonferenz betonte, ein wesentlicher Schritt im Hinblick auf die Ertragslage des Unternehmens gelungen. Nach Verlusten von fast drei Milliarden Mark im vorletzten Jahr ist das Ergebnis 1994 auf Konzernebene (also ohne den "Verkaufserloes" des C-Netzes) ausgeglichen.

Telekom ist der weltweit zweitgroesste Netzbetreiber

Auch der erst seit wenigen Wochen amtierende neue Vorstandsvorsitzende Ron Sommer nahm bei seinem ersten offiziellen Auftritt Bezug auf die Vergangenheit. Eine positive Bilanz beende, so der Telekom-Chef, das im Zuge der Postreform I begonnene Kapitel "Deutsche Bundespost Telekom". So sei es gelungen, den Konzernumsatz seit 1989 um mehr als 65 Prozent zu steigern, womit sich das Unternehmen heute als der "umsatzstaerkste europaeische und weltweit zweitgroesste Netzbetreiber" bezeichnen koenne. Dies bedeute eine gute Ausgangsbasis fuer eine Zeit, die "ausgesprochen turbulent" werde. Sommer kuendigte in diesem Zusammenhang eine Marketing-Offensive an, damit auch in Zukunft der Begriff "Telekommunikation made in Germany" zu allererst mit dem Namen Telekom verknuepft wird.

Zu diesem Zweck muesse die Telekom aber noch schlanker und kundenorientierter werden (bis Ende 1995 soll die Mitarbeiterzahl von derzeit 225000 auf 215000 abgebaut werden). Sommer woertlich: "Wir werden hart trainieren, um auf der Klaviatur des Verkaufens virtuoser, schneller und variantenreicher zu spielen". Eine der neuen Varianten ist eine von Sommer schon fuer die naechsten Wochen in Aussicht gestellte Preissenkung bei Telefongespraechen nach Nordamerika und Skandinavien um knapp 30 Prozent.

Daneben zeigte sich der Ex-Sony-Manager fest entschlossen, die Telekom als feste Groesse in der zukuenftigen globalen Informationsgesellschaft zu etablieren. So sollen Netztechniken wie ISDN und ATM weiter forciert und ausgebaut werden. Gleichzeitig denkt man in Bonn ueber eine Intensivierung bereits bestehender Technologie- und Marketing-Kooperationen mit Firmen wie Intel und Microsoft nach. Neue Maerkte sieht die Telekom vor allem im Bereich multimedialer Online-Dienste. Voraussichtlich zur diesjaehrigen Funkausstellung wird daher ein erneutes Relaunch des Datex-J-Dienstes stattfinden, der dann unter der Bezeichnung "Telekom Online" etablierten globalen Anbietern wie Compuserve und America Online Paroli bieten soll.