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Telekom-Konkurrenz überdenkt Investments wegen unreguliertem VDSL

23.11.2006
Die Wettbewerber der Deutschen Telekom haben die geplante Regulierungsbefreiung des neuen Hochgeschwindigkeitsnetz des Bonner Konzerns kritisiert und mit geringeren eigenen Investitionen gedroht.

„In dem heutigen regulatorischen Umfeld sind Investitionen in weitere Netze eigentlich nicht mehr zu rechtfertigen“, sagte der Präsident des Bundesverbands Breitbandkommunikation (Breko), Peer Knauer, am Donnerstag in Berlin. Hintergrund sind die Pläne der Bundesregierung, das neue Telekom-Netz für eine befristete Zeit von der Regulierung zu befreien.

Beistand erhalten die Telekom-Konkurrenten aus Brüssel: EU-Medienkommissarin Viviane Reding hat die geplante Befreiung scharf kritisiert und droht mit einem Vertragsverletzungsverfahren. Es werde ein solches Verfahren geben, zeigte sich Breko-Geschäftsführer Rainer Lüddemann überzeugt. Er hofft auf eine schnelle Beilegung des Konflikts, damit die Telekom nicht einen Vorsprung bei der Einführung neuer Dienste erhält. Reding wollte sich am Donnerstag mit Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) treffen und erneut ihre Bedenken vortragen.

Die Telekom will drei Milliarden Euro in das VDSL-Netz mit Übertragungsraten von bis zu 50 Megabit pro Sekunde stecken. Für den Fall einer Regulierung durch die Bundesnetzagentur drohte sie mit einem Investitionsstopp. Insgesamt sollen bis Mitte kommenden Jahres 50 Großstädte angeschlossen werden. Mit VDSL will die Telekom ihre Netze für so genannte Triple-Play-Angebote aufrüsten, die Internet, Telefonie und Medieninhalte bündeln. Mit den neuen Angeboten will der Konzern den Kundenrückgang in seiner Festnetzsparte T-Com stoppen.

Ohne freien Zugang zum VDSL-Netz der Telekom befürchtet Breko, dass die Konkurrenten des Marktführers bei diesen zukunftsträchtigen Diensten ins Hintertreffen geraten könnten. Der Aufbau eines eigenen VDSL-Netzes, ohne auf die Infrastruktur der Telekom zurückgreifen zu können, ist laut Knauer zu teuer.

Die durch den Verband Breko vertretenen Unternehmen investieren nach Angaben von Knauer in diesem Jahr 860 Millionen Euro und damit 110 Millionen Euro mehr als 2005. „Damit investieren wir unser operatives Ergebnis komplett in den Netzausbau“, sagte Knauer, der auch Vorstandschef von Versatel Deutschland ist. Sollte das VDSL-Netz der Telekom von der Aufsicht befreit werden, dann würden die Investitionen der Breko-Unternehmen deutlich sinken. (dpa/tc)