Lichtblick T-Systems

Telekom kommt in ihren Kernmärkten kaum voran

28.02.2013
Die Deutsche Telekom tritt auf der Stelle. In den beiden wichtigsten Märkten Deutschland und USA muss sie viel Geld ausgeben, um Kunden zu gewinnen und zu halten.
Konzernzentrale der Deutschen Telekom in Bonn
Konzernzentrale der Deutschen Telekom in Bonn
Foto: Deutsche Telekom

Neben Milliardeninvestitionen in die Netze stecken die Bonner hohe Summen in Werbung, Gerätesubventionen und Geschenke. Bisher vergeblich: In den USA laufen die Vertragskunden weiter davon und im Heimatmarkt schrumpft der mobile Serviceumsatz. Ein fatales Zeichen, denn bei der Konkurrenz sieht es teilweise erheblich besser aus. Im frühen Handel sank die Aktie um 0,89 Prozent auf 8,156 Euro und war damit einziger Verlierer im Dax.

Die hohen Ausgaben hatten den operativen Gewinn belastet und die Erwartungen am Markt enttäuscht. Das vierte Quartal und das Gesamtjahr zeichnen das gleiche Bild. Der Telekom gelang es allerdings, die Rückgängen im Zaum zu halten - mehr aber nicht. Wie sie am Donnerstag mitteilte, gehen Umsatz und Gewinn mit dem angestammten Telekomgeschäft in allen Märkten - Deutschland, Europa und den USA - zurück. Lediglich die IT-Sparte T-Systems legt zu. Diese profitiert von dem Trend, dass Großkunden EDV auslagern und neuerdings auch Softwaredienste aus der Datenwolke der Telekom beziehen.

Verkauf von Sendemasten bläst Quartalsgewinn auf

Unterm Strich kehrte die Telekom im vierten Quartal zwar wieder in die Gewinnzone zurück. Das verdankte sie aber dem Umstand, dass im Vorjahresquartal Abschreibungen auf das US-Geschäft nachgeholt werden mussten. Zudem blies ein Sondererlös von 900 Millionen Euro aus dem Verkauf amerikanischer Sendemasten den Quartalsgewinn auf.

Im Gesamtjahr sieht die Umsatzentwicklung ähnlich aus. Der Erlös sank um ein knappes Prozent auf 58,17 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen (EBITDA) und Sonderposten fiel um knapp vier Prozent auf 17,98 Milliarden Euro. Unterm Strich fiel sogar ein immenser Fehlbetrag an: 5,25 Milliarden Euro. Das lag an Abschreibungen auf das Sorgenkind: die US-Sparte. Diese will die Telekom gerade mit dem Regionalanbieter MetroPCS zusammenlegen, um gegen die Platzhirsche AT&T und Verizon Wireless bestehen zu können. In diesem Jahr soll der Zukauf das bereinigte EBITDA auf 18,4 Milliarden steigern. Ohne den Zukauf peilen die Bonner einen Rückgang auf 17,4 Milliarden Euro an.

Nach Obermanns Abgang bleiben viele Baustellen

Der scheidende Unternehmenschef Rene Obermann gibt sich kämpferisch: "Wir gehen in die Offensive - mit hohen Investitionen in die Netze und in den Markt." Ende vergangenen Jahres hatte Obermann überraschend seinen Ausstieg angekündigt und wird am Jahresende seinen Posten für Finanzvorstand Timotheus Höttges räumen.

Wenigen Erfolgen stehen aber viele Baustellen gegenüber. Zwar konnte das Internet-Fernsehprodukt "Entertain" inzwischen zwei Millionen Kunden für sich gewinnen. Der wichtige mobile Serviceumsatz sank im Heimatmarkt allerdings um knapp drei Prozent. Damit ist die Telekom nicht zufrieden und steuert mit dem Ausbau des Mobilfunknetzes der vierten Generation (LTE) entgegen. Doch an der Netzqualität liegt es nicht, dass sich die Telekom schlechter entwickelt als die Konkurrenz. Aus Tests geht sie regelmäßig als Sieger hervor. Nur schlägt sich das nicht in höheren Kundenzahlen und -umsatz nieder.

Vertragskunden kehren T-Mobile USA in Scharen den Rücken

Daher steckt die Telekom viel Geld in die Gewinnung und Rückgewinnung von Kunden. Sie forciert den Verkauf von Smartphones. Das kostet wegen der hohen Subvention dieser Geräte zwar viel Geld, soll sich aber in den über zwei Jahre laufenden Verträgen mit hohem Datenkonsum auszahlen. Diese Welle reitet auch die Konkurrenz. Sie war nur erheblich früher dran.

In den USA, wo T-Mobile USA die abgeschlagene Nummer vier im Markt ist, sieht es kaum besser aus. Zwar bindet die Telekom neuerlich viele Vorauszahler an sich, doch die lukrativen Vertragskunden verlassen sie weiter in Scharen. T-Mobile USA hat nicht nur gegen die beiden großen Konkurrenten einen schweren Stand. Auch die Nummer drei Sprint rüstet auf. Sie hat sich von der japanischen Softbank übernehmen lassen und investiert in Kabelnetze, um das durch das mobile Internet stark beanspruchte Mobilfunknetz zu entlasten. Der Telekom bleibt die Hoffnung, dass sie mit dem iPhone im Sortiment wieder Aufwind bekommt. (dpa/tc)