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Telekom kommt beim Personalabbau zügig voran

06.07.2006
Mehr Mitarbeiter als erwartet nehmen Angebote wie Abfindung oder Altersteilzeit an - sehr zur Freude des Managements, das die Belegschaft auch nach 2008 weiter reduzieren will.

Wie Personalvorstand Heinz Klinkhammer in einem Zeitungsinterview sagte, kommt die Telekom beim Personalabbau deutlich besser voran als befürchtet. "Wir werden unser Ziel für dieses Jahr deutlich übertreffen", erklärte Klinkhammer im Gespräch mit dem "Handelsblatt". So hätten von einem Angebot zur Altersteilzeit bis Ende Mai bereits 1800 Mitarbeiter Gebrauch gemacht. Mitarbeiter über 55 Jahre können danach fünf Jahre lang für 80 Prozent ihrer Bezüge arbeiten und dafür im Alter von 60 Jahren ohne Einbußen in Rente gehen. Ursprünglich hatte der Konzern damit gerechnet, dass sich im Gesamtjahr 2006 insgesamt 1600 Beschäftigte dafür entscheiden würden.

Das bis August laufende Programm "Abfindung Spezial" - hier erhalten Mitarbeiter bis zu 225.000 Euro, wenn sie den Konzern verlassen - wurde laut Klinkhammer in den ersten fünf Monaten bereits von 1200 Telekom-Mitarbeiter angenommen. Noch einmal so viele Beschäftigte hätten einen entsprechenden Antrag gestellt. Der Personalvorstand will damit in diesem Jahr knapp 1600 Angestellte loswerden.

Summa summarum haben damit in den ersten fünf Monaten dieses Jahres 3700 Mitarbeiter ein Ausstiegsangebot angenommen, berichtet das "Handelsblatt". Bis zum Jahresende ist ein Abbau in Höhe von gut 7600 Mitarbeitern geplant, bis 2008 sollen insgesamt 32.000 Stellen gestrichen werden - ein Großteil davon in der unter Umsatz- und Kundenschwund leidenden Festnetzsparte T-Com. Wegen der rund 47.000 Beamten in diesem Bereich hatte sich das Bonner Unternehmen hier in der Vergangenheit mit dem Personalabbau besonders schwer getan. Klinkhammer geht jedoch davon aus, dass der Bund noch im Herbst über eine Gesetzesänderung entscheidet, die es ermöglicht, auch Beamte in den Vorruhestand zu schicken. Nach dem Wunsch der Telekom sollen rund 10.000 ehemalige Staatsdiener den Konzern bis 2008 verlassen.

Die Telekom will aber auch danach weiter Personal reduzieren. Als Grund nannte Klinkhammer den geplanten Bau von neuen IP-Netzen. Da die so genannten Next Generation Networks (NGN) wesentlich weniger Wartung als die bisherigen Leitungen benötigten, würden auch erheblich weniger Techniker gebraucht, erklärte der Personalvorstand.

Von der Dienstleistungsgesellschaft Verdi wurden die Pläne heftig kritisiert. "Es ist absurd, einen weiteren Abbau von Arbeitsplätzen mit dem Wandel der Technik zu begründen", sagte Telekomexperte Lothar Schröder. Mit diesem Argument sei bereits der Wegfall von 32.000 Mitarbeitern bis Ende 2008 begründet worden. "Wenn ich Kunden zurückgewinnen will, dann darf ich kein Personal abbauen", sagte Schröder, der im Aufsichtsrat des Bonner Konzerns sitzt. (mb)