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Telekom-Führung wird nach Marathon-Sitzung entlastet

29.05.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Aktionäre der Deutschen Telekom haben das Management am gestrigen Dienstagabend nach einer dreizehnstündigen Hauptversammlung mit großer Mehrheit entlastet. Nach Angaben eines Telekom-Sprechers betrug die Zustimmung bei Vorstand und Aufsichtsrat jeweils rund 95 Prozent. Auch dem Antrag auf eine rund 40-prozentige Kürzung der Dividende für 2001 wurde mit rund 95 Prozent der anwesenden Stimmen stattgegeben. Zuvor ernteten die Führung und vor allem Konzernchef Ron Sommer allerdings scharfe Kritik. Aktionärsvertreter, Fondsgesellschaften und zahlreiche Einzelaktionäre machten die Telekom-Spitze unter anderem für den katastrophalen Kurseinbruch der Telekom-Aktie verantwortlich. Jella Benner-Heinacher, Vorsitzende der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), erklärte, die T-Aktie sei zu einem hochriskanten Zockerpapier verkommen, der Kursverlauf sei eine

Katastrophe. Die - vom Aufsichtsrat bestrittene - Erhöhung der Vorstandsbezüge um rund 90 Prozent bei gleichzeitiger Dividendenkürzung bezeichnete Benner-Heinacher als eine "Ohrfeige für die Aktionäre" (Computerwoche online berichtete).

Telekom-Chef Sommer versuchte in einer knapp anderthalbstündigen Rede, die Vorwürfe zu entkräften. Management und Mitarbeiter hätten alles getan, um den Aktionären eine Wachstumsstory zu präsentieren, sagte er. Ein klarer Grund für die jüngste Börsenentwicklung sei nicht mehr erkennbar. Der Vorstandvorsitzende geht jedoch davon aus, das der Kurs der Telekom-Aktie wieder steigen wird. Den genauen Zeitpunkt könne jedoch nur ein Hellseher vorhersagen.

Zur Erhöhung der Vorstandsbezüge erklärte Aufsichtratschef Hans-Dietrich Winkhaus, diese sei vor allem auf Abfindungszahlungen an zwei ehemalige Vorstände zurückzuführen. Die Gehälter des Vorstands rechtfertigte Winkhaus als leistungs- und erfolgsorientiert.

Einem Bericht der "Wirtschaftwoche" zufolge hat nun auch die Bundesregierung Zweifel an der erbrachten Leistung - zumindest was den Telekom-Chef anbelangt. Der Hauptaktionär mit einer Beteiligung von rund 43 Prozent bereite im Falle einer Wiederwahl Schröders bereits die Ablösung Sommers vor, meldet das Magazin mit Verweis auf Regierungsquellen. Auch CDU/CSU und FDP wollen laut "Wirtschaftwoche" Sommer noch vor Ablauf seines Vertrages im Jahre 2005 loswerden. (mb)