Ergebnis 1999 um eine Milliarde Euro zurückgegangen

Telekom entfacht neuen Streit über Mobilfunklizenzen

28.04.2000
BONN (CW) - Die Deutsche Telekom AG setzt künftig noch stärker als bisher auf die Wachstumsmärkte Mobilfunk und Internet. Die klassische Festnetzkommunikation rückt dafür immer mehr in den Hintergrund. Kritisch setzte sich der Vorstandsvorsitzende Ron Sommer mit der europaweit unterschiedlichen Lizenzvergabe für den Mobilfunkstandard UMTS auseinander.

Der Bonner Carrier legte vergangene Woche ein auf den ersten Blick enttäuschendes Ergebnis für das Geschäftsjahr 1999 vor. Der Konzernüberschuss sank im Vorjahresvergleich um rund eine Milliarde auf 1,3 Milliarden Euro. Man habe den "drastischen Margenrückgang" in der Netzkommunikation nicht auffangen können, hieß es. Beim Umsatz konnte die Telekom um gerademal ein Prozent auf 35,5 Milliarden Euro zulegen. Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick führte dies vor allem auf Preissenkungen zurück, die zu einer Entlastung der Kunden um mehr als drei Milliarden Euro geführt hätten. Damit seien auch die Marktanteilsverluste klar eingedämmt worden. Auffällig in der Bilanz: Der Bereich Netzkommunikation steuerte 1999 nur noch 47 (1998: 58,4) Prozent zum Gesamtumsatz bei; davon trugen wiederum die Entgelte für Inlands- und Auslandsverbindungen nur zwölf Prozent zu den Einnahmen bei.

Vorstandschef Sommer wertete dies als Beleg für die strategische Neuausrichtung des Unternehmens. Bei der Wandlung zum "Telematik-Dienstleister und E-Business-Systemintegrator" sei man bedeutend weiter als namhafte nationale und internationale Wettbewerber, erklärte er vor Journalisten. Besonders positiv haben sich nach Telekom-Angaben im vergangenen Jahr die Bereiche Mobilfunk und Internet entwickelt, die Umsatzsteigerungen von 28 beziehungsweise 53 Prozent verzeichneten. Der Telekom-Frontmann kündigte für die Tochter T-Mobile International AG, die im November an die Börse gebracht werden soll, massive Marketing-Aufwendungen an. Nach der Übernahme der britischen Gesellschaft One 2 One verfüge man über rund 16 Millionen Mobilfunkkunden in Europa. Ziel sei es, zum Marktführer in Europa aufzusteigen und sich weltweit unter den Top Five zu etablieren. Weitere Markanteilsverluste in der Festnetzkommunikation sowie nicht unbedingt berauschende Erträge in der Bilanz seien deshalb "durchaus gewollt und einkalkuliert", betonte Sommer mit Blick auf das enttäuschende Vorjahresergebnis.

Äußerst kritisch setzte sich Sommer mit der Lizenzvergabe für den kommenden Mobilfunkstandard UMTS auseinander. Die Lizenzen würden in einigen Ländern wie etwa Spanien kostenlos vergeben, während sie in anderen Staaten Milliardensummen kosteten. Hier müsse die Politik, allen voran die EU-Kommission, "einiges überdenken". Man könne nicht, so der Telekom-Chef, einerseits den Anspruch erheben, den Amerikanern in Sachen Informationsgesellschaft den Rang abzulaufen, und dann in einer "so entscheidenden Zukunftsfrage experimentieren".