Griechenland, USA, UK

Telekom-Chef steht trotz Problemen zu Auslandsgeschäft

03.05.2010
Telekom-Chef René Obermann steht trotz anhaltender Probleme hinter den Auslandsgeschäften des Konzerns.
Telekom-Chef René Obermann auf der Hauptversammlung 2010
Telekom-Chef René Obermann auf der Hauptversammlung 2010
Foto: Telekom AG

In Griechenland und der Region sehe er langfristig einen attraktiven Markt, sagte Obermann am Montag auf der Hauptversammlung des Bonner Dax-Konzerns in Köln. Die Schuldenkrise am Mittelmeer schlage bislang nicht fühlbar auf die geschäftliche Entwicklung des Unternehmens durch. "Wir stehen ohne Wenn und Aber zu unserem Engagement in Griechenland". Mit Blick auf die US-Tochter T-Mobile USA räumte Obermann ein: "Wir wissen, dass wir dort Probleme haben." Trotzdem glaube er an den US-Markt, so der Telekom-Chef. "Die Neue Welt ist für die Telekom kein Abenteuerspielplatz."

In Griechenland ist der Bonner Konzern inzwischen mit rund 30 Prozent am griechischen Telekom-Konzern Hellenic Telecom (OTE) beteiligt, der griechische Staat hält noch 20 Prozent. Bis 2011 kann die griechische Regierung der Telekom weitere zehn Prozent der OTE-Anteile anbieten. Ganz ohne Risiko ist die Beteiligung nicht - im vergangenen Jahr hatte die Telekom wegen der Schuldenkrise in Griechenland bereits 500 Millionen Euro abschreiben müssen. Im ersten Jahresviertel habe sich die griechische Beteiligung aber im Rahmen der Erwartungen entwickelt, sagte Obermann. Das gelte auch für den gesamten Konzern - das Jahresziel eines Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 20 Milliarden Euro sieht der Telekom-Chef derzeit nicht in Gefahr.

Vor gut einem Jahr hatte die Telekom wegen Problemen bei ihrer US-Tochter und den Geschäften in Großbritannien und Polen ihre Gewinnziele für 2009 zurücknehmen müssen. T-Mobile UK ist inzwischen ein Gemeinschaftsunternehmen mit der France-Telecom-Tochter Orange eingegangen. In den USA steht eine Lösung noch aus - das sehen auch die Aktionäre so: Der Geschäftsführer der Fondsgesellschaft DWS, Klaus Kaldemorgen, stellte fest: "Die letzten beiden Jahre waren für T-Mobile USA eher enttäuschend." Kaldemorgen fürchtet, dass sich die Ergebnisse weiter verschlechtern. Die Risiken des US-Geschäfts müssten auf mehr Schultern verteilt werden. T-Mobile-USA-Chef Robert Dotson hatte zuletzt angekündigt, sich nach strategischen Allianzen umsehen zu wollen.

Obermann betonte nun: "Die Priorität liegt in den USA auf der Verbesserung des organischen Geschäfts." In diesem Jahr sieht er den operativen Gewinn des früheren Zugpferds der Telekom aber noch nicht wieder steigen. Der Mobilfunkanbieter kommt als Nummer Vier auf dem US-Markt nicht gegen die Platzhirsche AT&T und Verizon Wirless an. Obermann setzt seine Hoffnungen auf den Netzausbau, in den die Telekom in diesem Jahr noch einmal drei Milliarden Dollar steckt. "Wir wollen die Lücke zu den Wettbewerbern schließen."

Auf dem Aktionärstreffen warb der Telekom-Chef, dessen Vertragsverlängerung im Herbst ansteht, auch für seine kürzlich veröffentlichte "Strategie 2.0". Obermann will sich die starke Nachfrage nach mobilem Internet, Breitband und nicht zuletzt IT-Dienstleistungen wie das viel zitierte "Cloud Computing" zunutzemachen, um die wegbrechenden Umsätze im klassischen Sprachgeschäft zu kompensieren. Aber auch an anderen Stellen baut Obermann um: In Deutschland wurden zu Jahresbeginn Mobilfunk und Festnetz zusammengelegt, um Synergien zu heben. 2009 hatte die Telekom nur dank der OTE-Übernahme ihren Umsatz auf 64,6 Milliarden Euro steigern können.

Die leidgeprüften Telekom-Aktionäre sollen für 2009 eine Dividende von 78 Cent erhalten. In den kommenden drei Jahren verspricht Obermann stabile Ausschüttungssumme in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen. Die T-Aktie macht ihren Aktionären seit Jahren keine Freude. Allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres verlor die Aktie rund vier Prozent an Wert zuletzt kostete sie 9,89 Euro. "Wir müssen uns damit abfinden, dass es eine großartige Leistung des Vorstands wäre, wenn sie den Kurs auf 13 oder 15 Euro bringen", sagte Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. (dpa/tc)