Anhaltende Gerüchte um Engagement in Großbritannien

Telekom: Beteiligungen im Ausland müssen sich rechnen

06.09.1996

"Nur wir haben das Potential, als Global Player made in Germany in der Weltliga einen der vorderen Plätze einzunehmen", unterstrich der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Ron Sommer, anläßlich einer Veranstaltung des Wirtschaftsmagazins "impulse" in Köln den Anspruch des ehemaligen Postunternehmens. Der Telekom- Chef wies gleichzeitig die im Zusammenhang mit der Vorbereitung des Börsenganges aufgekommene Kritik an unzureichender Information zurück.

Deutschland auf dem Weg zur Informationsgesellschaft

Was die künftigen Geschäftsaussichten angehe, könne man, so Sommer, optimistisch nach vorne blicken. Schon im Jahr 2000 werde schätzungsweise jeder zweite Arbeitnehmer in Deutschland mit der Beschaffung, Verarbeitung und Übermittlung von Informationen seinen Lebensunterhalt verdienen. Während andere Branchen vor gesättigten Märkten stünden und zum Teil drastische Umsatzrückgänge in Kauf nehmen müßten, verzeichne die Telekommunikation mit die höchsten Wachstumsraten. Die Bundesrepublik sei dabei der größte und mit Abstand bedeutendste Telecom-Markt Europas sowie der drittgrößte weltweit.

Will die Telekom ihren Aufstieg zum Global Player untermauern, erfordert dies weitere Auslandsbeteiligungen. Diese müßten aber, so das für den Telekom-Bereich International zuständige Vorstandsmitglied Jan Nederkoorn in einem "vwd"-Gespräch, Gewinne abwerfen. Gerade angesichts des geplanten Börsenganges komme dem "Shareholder value" bei der Internationalisierung des Konzerns große Bedeutung zu. Nederkoorns Marschroute lautet daher: "Jeder kann kaufen und irgendwo einsteigen, aber Geld verdienen ist etwas anderes."

Der Niederländer in Diensten der Telekom bestätigte das grundsätzliche Interesse an einem Engagement in Auslandsmärkten wie Südafrika, China und Brasilien. Vor allem letzterer sei der bedeutendste in Südamerika und damit einer der wichtigen weltweit. Interessant wäre dabei unter Umständen sowohl der Mobilfunk- wie auch der Festnetzbereich. Im Falle Brasiliens könnte es Nederkoorn zufolge auf eine Beteiligung an einer der großen operativen Gesellschaften des zu privatisierenden Telefonkonzerns Telebras handeln.

Nederkoorn wies gleichzeitig den Eindruck zurück, daß die Telekom mit ihren bisherigen Beteiligungen in Ungarn, Malaysia und Indonesien eher planlos vorgeht: "Das Bild mag unscharf erscheinen, aber es gibt ein klare strategische Planung." Dabei unterscheide man Beteiligungen mit einem sehr hohem Infrastrukturaufwand wie etwa in den genannten Ländern vom Zugang zu reifen Kommunikationsmärkten - etwa in Großbritannien. Was indes die Pläne der Telekom auf der Insel angeht, wollte Nederkoorn nicht konkreter werden. Gerüchte um eine Beteiligung am drittgrößten britischen Kabelnetzbetreiber Bell Cablemedia sowie in Sachen Übernahme der Telefongesellschaft Mercury kursieren seit Wochen. "Angriff ist die beste Verteidigung", kommentierte Nederkoorn die Situation. So wie der deutsche Markt für BT interessant sei, treffe der Umkehrschluß auf die Telekom zu.