Rekordgewinn für 1995 erwartet

Telekom beginnt das Jahr 1996 mit drastischen Umsatzeinbußen

31.05.1996

Allein im Telefongeschäft seien im ersten Quartal 1996 rund 490 Millionen Mark weniger eingenommen worden, weil die Kunden kostenbewußter telefonierten, behauptete "Die Woche" und berief sich dabei auf Unterlagen des Telekom-Vorstandes für eine Aufsichtsratssitzung des Unternehmens. Schuld an dem gravierenden Umsatzeinbruch - vor allem beim Telefondienst - sei die zu Jahresbeginn eingeführte Tarifreform, eine Darstellung, der in Telekom-Kreisen allerdings prompt widersprochen wurde.

Dies sei "eindeutig falsch", betonte ein Sprecher des Unternehmens gegenüber dem Wirtschafts-Informationsdienst "vwd". Vielmehr habe man in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres den Umsatz beim Telefondienst, bereinigt um die erstmals zu entrichtende Mehrwertsteuer, sogar "leicht steigern" können. Zu Zahlen werde man, so der Sprecher, im Vorfeld der Bilanzpressekonferenz am 4. Juni nichts sagen. Nach derzeitigem Kenntnisstand zeige sich aber nicht, daß ein aufgrund der Tarifreform zum 1. Januar 1996 geändertes Telefonierverhalten zum generellen Umsatzrückgang im ersten Quartal beigetragen habe.

Dieser wurde, auch in seiner Höhe von 1,3 Milliarden Mark, von der Telekom bestätigt. Eine rückläufige Entwicklung im aktuellen Geschäftsjahr sei bereits auf der CeBIT 96 im März angekündigt worden, hieß es. Schon damals hatte Telekom-Chef Ron Sommer vor allem die Einführung der Mehrwertsteuerpflicht für Monopolleistungen sowie die Einführung der allgemeinen Steuerpflicht als die wesentlichen Ursachen genannt.

Eitel Sonnenschein herrscht indes offenbar in der Telekom-Zentrale vor, was die Zahlen angeht, die Vorstandsvorsitzender Ron Sommer am 4. Juni auf der Bilanzpressekonferenz offiziell präsentieren wird. Danach will das Unternehmen 1995 einen Rekordgewinn in Höhe von rund neun Milliarden Mark eingefahren haben. Bei einem Umsatz von knapp 66 Milliarden Mark komme der noch-bundeseigene Telefonkonzern auf eine höhere Rendite als alle im Deutschen Aktienindex (DAX) vertretenen Unternehmen, hieß es in Börsenkreisen. Gleichzeitig würden durch den Rekordgewinn die Chancen für den Börsenstart der "T-Aktie" im November erheblich verbessert. Der Telekom bleibe nach Abzug der für 1995 zum letzten Mal fälligen Ablieferung an den Bund in Höhe von drei Milliarden Mark und Steuern von rund einer Milliarde Mark noch ein Gewinn von rund fünf Milliarden Mark.