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Telekom-Aufsichtsrat stimmt Stellenabbau zu

13.12.2005
Der Aufsichtsrat der Deutschen Telekom hat trotz erneuter Proteste tausender Beschäftigter den geplanten massiven Stellenabbau abgesegnet.

Das oberste Konzerngremium habe der Vorlage des Vorstandes zugestimmt, teilte das Unternehmen am Montag in Bonn nach einer Sitzung des 20-köpfigen Aufsichtsrates mit. Die Vertreter der Arbeitnehmerseite wurden dabei von den Arbeitgebervertretern im Kontrollgremium überstimmt. In den kommenden drei Jahren sollen 32.000 Menschen ihren Arbeitsplatz bei dem größten europäischen Telekomkonzern verlieren.

Der Stellenabbau ist Teil der Mittelfrist-Strategie, mit der Vorstandschef Kai-Uwe Ricke sein Unternehmen im schärfer werdenden Wettbewerbsumfeld profitabel aufstellen will. Der Vorstand werde nun Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern über die Umsetzung des Beschlusses aufnehmen, sagte ein Telekom-Sprecher. Ein Sprecher der Dienstleistungsgesellschaft ver.di äußerte sich enttäuscht über die Entscheidung. "Es ist bitter, dass unsere Argumente nicht gehört wurden." Die Gewerkschaft kündigte scharfen Widerstand an.

Am Montag demonstrierten bundesweit bereits knapp 30.000 Telekom-Mitarbeiter gegen die Sparmaßnahmen. Statt der Einsparungen sollte die Telekom vielmehr eine Offensive im Service- und Qualitätsbereich starten und Innovationen vorantreiben, sagte der stellvertretende ver.di-Vorstand Franz Treml, der auch im Aufsichtsrat des Unternehmens sitzt. Die Gewerkschaft fordert angesichts des Milliardengewinns einen Verzicht auf die Stellenstreichungen.

Anfang November hatte der Vorstand seine Personalplanungen bis Ende 2008 vorgelegt. Mit den angestrebten Kürzungen will sich die Telekom fit machen für den zunehmenden Wettbewerb in der Branche. Dabei betonte Telekom-Chef Ricke, so viele Mitarbeiter halten zu wollen, wie es betriebswirtschaftlich möglich ist. Betroffen von den Kürzungen sind vor allem die Beschäftigten der Festnetzsparte T-Com, in der die Telekom rund 20.000 Menschen weniger benötigt. Der Bereich, in dem erhebliche Marktanteile verloren gingen, steht besonders unter Wettbewerbsdruck.

Die Kosten für den Personalabbau bezifferte Ricke auf 3,3 Milliarden Euro. Wie die Belastungen verteilt werden ist noch offen. Ab dem Jahr 2009 sollen durch die Stellenstreichungen die jährlichen Kosten um 1,7 Milliarden Euro sinken. Rund ein Drittel der betroffenen Mitarbeiter sollen Beamte sein, die unter anderem über Vorruhestandsregelungen das Unternehmen verlassen sollen. Die Gespräche mit der Bundesregierung über ein dafür nötiges Gesetz sollen bis Mitte kommenden Jahres abgeschlossen werden.

Einher mit dem Abbau soll die Einstellung von 6.000 neuen Mitarbeitern gehen. Unter dem Strich fallen also 26.000 Stellen weg. Die neuen Mitarbeiter sollen sich um Service und den Aufbau des geplanten Glasfasernetzes kümmern. Mit dem Abbau reagiert das Unternehmen auf den Umsatzrückgang im Festnetz, der sich in den kommenden Jahren durch die Einführung neuer Techniken noch beschleunigen wird. Auf betriebsbedingte Kündigungen will das Unternehmen wie schon in der Vergangenheit verzichten.

Die Telekom beschäftigt weltweit 250.000 Menschen, davon 170.000 in Deutschland. Bereits in den vergangenen zehn Jahren hat Europas größter Telekomkonzern kräftig beim Personal gespart und 100.000 Stellen gestrichen. (dpa/tc)