Die Handy-Organizer kommen

Telefonieren mit dem PDA

21.12.2001
MÜNCHEN - Rosige Zeiten für Handy-Fetischisten: Demnächst bringt Handspring sein erstes echtes Smartphone auf den deutschen Markt. Verfügbar sind hierzulande bereits die Handy-PDAs "SX 45" von Siemens und Nokias "Communicator 9210". Von Heiderose Witte*

Bislang konnte ein Handspring-Visor-Besitzer seinen PDA über das "Visorphone" zum Mobiltelefon umrüsten. Dieser etwas unhandlichen Lösung war wenig Erfolg beschieden. Mit dem neuen "Treo" soll das anders werden.

Das Smartphone ist elf Zentimeter hoch, knapp sieben Zentimeter breit und 153 Gramm schwer. Der Treo wird unter der Modellbezeichnung 180 mit QWERTZ-Minitastatur und Monochrom-Display ausgestattet, Mitte des kommenden Jahres soll sich mit dem "Treo 270" eine farbige Variante dazugesellen.

An der Seite ist ein Jog-Dial angebracht, über den die wichtigsten Telefoniefunktionen ohne Tasten oder Stift anwählbar sind. Über diesen kann der Besitzer außerdem durch die Menüs scrollen und durch leichten Druck Funktionen auswählen. Die Verbindung ins Web erfolgt mit dem Browser "Blazer 2.0".

Angetrieben wird der Treo von einem 33-Megahertz-Dragonball von Motorola. Der Arbeitsspeicher ist insgesamt 16 Megabyte groß. Das Smartphone soll zum Preis von etwa 1200 Mark zu haben sein.

Mit rund 1160 Euro doppelt so teuer und mit über 300 Gramm auch doppelt so schwer wie der Treo ist das erste Siemens-Smartphone SX45. Dafür bietet es allerdings auch hintergrundbeleuchtetes TFT-Farb-Display und 32 MB Hauptspeicher, der über Compactflash- oder Multimedia-Karten erweitert werden kann. Integriert ist ein mit 150 Megahertz getakteter Mips-Prozessor.

Siemens hat eigenen Angaben zufolge mit seiner Kombination aus PDA und GSM-Mobiltelefon als Zielgruppe eher den geschäftlichen Anwender im Auge, der einen Laptop-Ersatz sucht. Der kann dann beispielweise unter Einsatz der optional verfügbaren Erweiterungskarten komplette Programme direkt vom Server herunterladen und speichern.

Ein Wermutstropfen: Telefoniert werden kann mit dem knapp 13,5 Zentimeter hohen und 8,7 Zentimeter breiten SX45 nur über das mitgelieferte Headset, obwohl Mikrofon und Lautsprecher eingebaut sind.

Im Lieferumfang enthalten sind E-Mail-Client, WAP- und HTTP-Browser sowie die Anwendungen Pocket Word, Pocket Excel, Pocket Outlook, Media Player (MP3), Calculator und Inbox.

Im Internet hat Siemens für das SX45 noch eine Besonderheit zum Download zu bieten: Eine Spracherkennungssoftware, mit der das Handy teilweise per Stimme gesteuert werden kann - und zwar ohne Training. Dies sei dem Spracherkennungssystem "Verbmobil" zu verdanken, das mit dem deutschen Zukunftspreis 2001 ausgezeichnet wurde. Langfristiges Ziel mit dieser Software sei die Simultanübersetzung fremder Sprachen ins Deutsche während des Telefonats. Noch backt man bei Siemens allerdings kleinere Brötchen: Derzeit stehe die komplette Sprachsteuerung von Mobiltelefonen im Vordergrund der Entwicklung.

Den Oldtimer unter den Smartphones stellt Nokia mit seinem Communicator 9210, der bereits seit Frühjahr 2001 auf dem Markt ist. Das 244 Gramm schwere Dualband-Handy mit Tastatur und TFT-Farbdisplay verfügt auch über eine Freisprecheinrichtung. Es ist knapp 16 Zentimeter hoch und 5,5 Zentimeter breit.

Integriert sind ein 32-Bit-Risc-Prozessor, 16 MB Speicher und Modem. Als Betriebssystem kommt Epoc zum Einsatz. Ein Highlight: Die mobile Bildverarbeitung ermöglicht es, Fotografien in einem persönlichen, digitalen Fotoalbum zu speichern. Inklusive digitaler Kamera gibt es den Communicator im Nokia-Online-Shop zum offiziellen Preis von 2073 Mark. Er ist allerdings auch zum Straßenpreis von knapp 1500 Mark zu finden.

*Heiderose Witte ist freie Journalistin in München.