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Telefonica Deutschland meistert Debüt auf glattem Parkett

31.10.2012
Der größte deutsche Börsengang seit 2007 ist über die Bühne. Der Mobilfunkanbieter o2 debütierte am Dienstag erfolgreich auf dem glatten Parkett der Aktienmärkte.

Vor wenigen Wochen hatte der Versicherer Talanx das Eis endgültig gebrochen. Nach Jahren der Flaute könnten sich nun weitere Firmen zu einem Börsengang durchringen. Denn trotz der Turbulenzen durch die Euro-Schuldenkrise erwiesen sich die Aktienmärkte zuletzt als stabil. Zuvor hatten viele Firmen wegen der schwierigen Lage den Schritt gescheut. Siemens etwa warf Börsenpläne für die Lichttochter Osram über den Haufen.

"Jetzt wollen wir erfolgreich weiter wachsen. Dafür sind wir im deutschen Markt sehr gut aufgestellt. Besonders stark sind wir im Geschäft mit mobilen Daten und darauf bauen wir auch in Zukunft", sagte o2-Chef René Schuster am Dienstag in Frankfurt nach dem geglückten Handelsstart der jungen Aktie. Telefónica-Boss Caesar Alierta sagte: "Mit dieser Transaktion unterstreichen wir unser Engagement im deutschen Markt und verbessern unsere finanzielle Flexibilität weiter". Genau darauf hatte die Konzernmutter gehofft.

Immerhin 1,45 Milliarden Euro brachte der Börsengang von o2 der spanischen Mutter Telefónica. Geld, das die klammen Spanier dringend gebrauchen können. Auf dem Heimatmarkt herrscht die Krise und auf den Wachstumsmärkten in Südamerika tobt ein scharfer Preiskampf. Vor allem aber lastet ein gigantischer Schuldenberg auf dem Konzern: Die Verbindlichkeiten türmen sich zu rund 58 Milliarden Euro auf. Mit o2 macht Telefónica ein Stück Tafelsilber zu dringend gebrauchten Geld. Und sucht auch abseits davon nach weiteren Einnahmequellen.

Gut 23 Prozent ihrer mittlerweile profitablen deutschen Tochter werden nun an der Börse gehandelt. Die Aktien waren begehrt: Das Angebot sei mehrfach überzeichnet gewesen, teilte das Unternehmen mit. "Unser Angebot an Investoren, in eine starke strategische Positionierung, solides Wachstum und eine attraktive Dividende zu investieren war ein Erfolg", sagte o2-Chef René Schuster am Montagabend. Der Ausgabepreis lag 5,60 Euro. Zwischenzeitlich kletterte das Papier am Nachmittag auf 5,84 Euro, ein kräftiges Plus.

Deutlich verlockender dürfte aber die Aussicht auf eine stattliche Dividende gewesen sein. Für das noch laufende Jahr stellte Telefónica Germany den Aktionären eine Ausschüttung von 500 Millionen Euro in Aussicht und versprach noch höhere Dividenden für die Zukunft. Eine hohe Summe, denn im ersten Halbjahr verdiente o2 unter dem Strich 55 Millionen Euro. Allerdings erwarten die Münchner vom Trend zu mobilen Internet und Smartphones ein kräftiges Wachstum.

Doch die spanische Mutter verdiente nicht nur am Börsengang. Dem Vernehmen nach hat der Konzern bereits vor Wochen milliardenschwere Barreserven von der deutschen Tochter wieder nach Spanien gebucht und auch Zusagen für Zuwendungen an Telefónica Germany wieder kassiert. Dabei braucht o2 selbst viel Geld, etwa um den Ausbau des Netzes oder den Start des neuen LTE-Angebots für schnelleres Internet via Mobilfunk zu finanzieren. Die Investitionen dafür sind hoch. Auch deshalb sucht die Branche nach zusätzlichen Einnahmequellen.

So liefern Handy-Nutzer den Mobilfunkbetreibern Tag für Tag Unmengen von Daten ins Haus. Telefónica will diese Kundendaten vermarkten. Dabei könnte der Konzern auch auf Daten von Kunden seiner deutschen Mobilfunktochter o2 zugreifen, wie die Digital-Tochter bereits Mitte Oktober mitteilte. Es gebe aber für Deutschland noch keine konkreten Pläne, sagte ein Sprecher am Dienstag in München. Wenn Bewegungsdaten verwendet würden, dann nur in anonymisierter; Form. "Der Datenschutz muss zu hundert Prozent gewährleistet sein." Über die Pläne berichtete am Dienstag der Sender hr-info. (dpa/tc)