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Telefonica an Festnetzsparte von Freenet interessiert

12.09.2007
Der spanische Telekomkonzern Telefonica ist nach Angaben aus Branchenkreisen an einer Übernahme des Freenet-Festnetzgeschäfts interessiert.

Mit dem DSL-Geschäft von Freenet wolle Telefonica seine Aktivitäten in Deutschland stärken, erfuhr die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Mittwoch von Insidern. Die Gesellschaft führe bereits Verhandlungen mit der von Freenet beauftragten Investmentbank Morgan Stanley. Telefonica wie auch Freenet lehnten einen Kommentar dazu ab.

Als eine Möglichkeit wird den Kreisen zufolge auch eine Komplettübernahme der Freenet AG erörtert, wobei sich Telefonica von dem Handy-Geschäft der Büdelsdorfer trennen müsste. Telefonica betreibt in Deutschland bereits ein Festnetzgeschäft und versorgt vor allem Großkunden mit Breitbanddiensten. Zudem kontrollieren die Spanier mit O2 den nach Umsatz drittgrößten Mobilfunkanbieter. Als Handy-Netzbetreiber darf das Unternehmen aus regulatorischer Sicht keinen Mobilfunk-Serviceprovider besitzen. Freenet vertreibt über die Marke mobilcom Mobilfunkverträge für T-Mobile, Vodafone D2, E-Plus und O2.

Freenet hatte sich auf Druck von Großinvestoren selbst zum Verkauf gestellt und Morgan Stanley mit der Suche nach Interessenten beauftragt. Dabei schließt Vorstandschef Eckhard Spoerr eine Zerlegung in ein Festnetz- und ein Mobilfunkgeschäft nicht aus. Ende Juni hatte Freenet 1,22 Millionen DSL- und 5,24 Millionen Handy-Kunden unter Vertrag.

Mit dem Kauf des DSL-Geschäfts könnte Telefonica seine Position auf dem deutschen Breitbandmarkt stärken. Der Ableger O2 bemüht sich derzeit intensiv mit Bündelprodukten von Handy- und Festnetz um DSL-Kunden. Allerdings bleibt der Zuspruch nach Angaben aus unternehmensnahen Kreisen hinter den Erwartungen zurück. Mit den Kunden von Freenet könnte das Netz besser auslastet werden und damit wirtschaftlicher betrieben werden, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person.

Als mögliche Interessenten für den DSL-Bereich von Freenet wurden in den Kreisen noch Telecom Italia (HanseNet, Alice), United Internet und die Vodafone-Tochter Arcor genannt. Experten halten als Alternative zu einer Komplettübernahme den Verkauf des Festnetzbereichs und eigenständiges Weiterbestehen der Freenet AG als reiner Handy-Anbieter für möglich. Ausgestattet mit dem Geld aus dem Verkauf der Festnetzsparte könnte Freenet dann den kleineren Wettbewerber Drillisch übernehmen.

Drillisch steht vor der Übernahme der Freenet-Beteiligung von Vatas und würde damit mit knapp 29 Prozent zum größten Aktionär der Büdelsdorfer Gesellschaft werden. Vorstandschef Paschalis Choulidis spricht sich seit längerem für eine Konsolidierung unter den Mobilfunk-Serviceprovidern aus. (dpa/tc)