Widerspruch möglich

Telefónica vermarktet Bewegungsdaten der Mobilfunkkunden

11.04.2016
Die Telefónica will künftig die Bewegungsdaten ihrer Kunden vermarkten: Die anonymisierten Daten sollen anderen Unternehmen Einblicke in das aggregierte Bewegungsverhalten von Menschen geben, mit denen sie ihr Geschäftsmodelle optimieren können. Telefónica-Kunden im O2- oder E-Plus-Netz können aber der Auswertung ihrer Bewegungsdaten widersprechen.
Telefonica will die Bewegungsströme von Mobilfunkkunden auswerten.
Telefonica will die Bewegungsströme von Mobilfunkkunden auswerten.
Foto: Telefonica

Die Telefónica Germany will künftig Bewegungsdaten ihrer Mobilfunkkunden auswerten und anonymisiert an Unternehmen verkaufen, damit diese ihre Geschäftsmodelle optimieren können. Das entsprechende B2B-Produkt nennt sich Mobility Insight. Die Bewegungsdaten der Kunden werden über die Basistationen des Funknetzwerks erfasst und zeigen im Gesamtbild, wo sich wie viele Menschen zu welcher Uhrzeit bewegen. Unternehmen könnten diese Einblicke dafür nutzen, um beispielsweise den besten Standort für neue Filialen oder die besten Öffnungszeiten für ihre Standorte zu ermitteln.

Im Oktober 2012 hatte die Telefónica schon einmal mit dem Projekt Smart Steps Pläne zur Vermarktung von - nicht vollständig anonymisierten - Kundendaten vorgestellt, aber nicht umgesetzt. Vermutlich, weil es Kritik von Kunden und Datenschützern hagelte. Telefónica-Pressesprecher Alexander Geckeler erklärte allerdings auf unsere Nachfrage, dass Deutschland damals nur ein möglicher Markt dafür gewesen sei, es aber noch kein Produkt für Deutschland gegeben habe. Derzeit gebe es auch noch keine Kunden für Mobility Insights.

Täglich entstehen auf diese Weise mehr als vier Milliarden Datenpunkte, so die Telefónica, die in Deutschland knapp 43 Millionen Mobilfunkkunden zählt. Gerade die Daten über große Menschenansammlungen und Knotenpunkte der Bewegung in der Innenstadt oder der Nähe zu Einkaufszentren sei dabei von großer Bedeutung. Auch die Kunden selber könnten laut Anbieter künftig von der Erfassung ihrer Bewegungsdaten profitieren. Durch das Vorantreiben der sogenannten Smart City könnten Fahrpläne von Bussen und Bahnen in Echtzeit angepasst - je nach Fahrgastaufkommen - oder nachts in leeren Straßen Laternen automatisch ausgeschaltet werden. Im Straßenverkehr könnten Bewegungsdaten bald helfen, durch Ampelschaltungen Staus zu vermeiden.

Die Sache mit dem Datenschutz

Wie aber steht es um den Datenschutz? Die Telefónica hat nach eigenen Angaben ein eigenes und zum Patent angemeldetes Anonymisierungsverfahren (Data Anonymization Platform, DAP) entwickelt, das alle übertragenen Daten vollständig anonymisiere und keine Rückschlüsse auf einzelne Nutzer zulasse. Die Entwicklung des schon im August im Unternehmensblog vorgestellten DAP sei von der Bundesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit begleitet und mit ihr abgestimmt worden. "Zur Analyse werden nur die ohnehin im Konzern vorhandenen Daten herangezogen", erklärt Geckeler. "Eine gesonderte Erhebung oder separate Speicherung personenbezogener Daten zum Zwecke der Anonymisierung erfolgt nicht."

Telefónica-Kunden in den Netzen von O2 und E-Plus, die nicht möchten, dass ihre Bewegungsdaten ausgewertet werden, können der Nutzung auf einer dafür eingerichteten Webseite widersprechen. Dort erklärt das Mobilfunkunternehmen auch noch einmal, was es mit den erfassten Daten auf sich hat und wie diese genutzt werden.

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