TIM wird nicht komplett geschluckt

Telecom Italia steigert sich

12.09.2003
MÜNCHEN (CW) - Die Wogen nach der Fusion von Telecom Italia und Olivetti glätten sich: Im ersten Halbjahr erzielte der Konzern rund eine Milliarde Euro Gewinn. Auch die Mobilfunktochter Telecom Italia Mobile (TIM) legte solide Zahlen vor.

Der konsolidierte Nettogewinn des Festnetz-Carriers Telecom Italia zusammen mit der Olivetti-Holding belief sich in den ersten sechs Monaten auf 1,06 Milliarden Euro. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres war noch ein Verlust von 511 Millionen Euro ausgewiesen worden. Die Schulden konnten auf 35,6 Milliarden Euro reduziert werden. Durch die Fusion mit Olivetti rückwirkend zum Beginn des Jahres waren die Außenstände um vier auf mehr als 37 Milliarden Euro angewachsen. Der Umsatz schrumpfte leicht von 15,5 auf 15,2 Milliarden Euro.

Bis zum Ende des kommenden Jahres will Firmenchef Marco Tronchetti Provera die Schulden um weitere fünf Milliarden Euro reduzieren. Die Strategie der Italiener ist dabei zweigleisig angelegt. Während sich der Carrier von teuren Beteiligungen trennt, kauft er auf der anderen Seite Unternehmen in Wachstumsmärkten dazu. So wurde unlängst der Hamburger Breitband-Internet-Dienstleister Hansenet übernommen.

Die Mobilfunktochter des Konzerns, TIM, verbuchte derweil im ersten Halbjahr trotz gestiegener Einnahmen einen Gewinnrückgang: Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sank der Nettoüberschuss des führenden italienischen Mobilfunkbetreibers von 1,23 Milliarden auf 993 Millionen Euro. Allerdings war das vorige Ergebnis durch Sondereffekte eines Beteiligungsverkaufs geprägt. Zieht man diese ab, erzielten die Italiener im Jahresvergleich sogar eine Ertragssteigerung um mehr als 50 Prozent. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wuchs um 5,5 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro.

Den Umsatz steigerte TIM im Jahresvergleich um 6,7 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro. Ohne Währungseffekte hätte der Zuwachs nach eigenen Angaben sogar mehr als 15 Prozent betragen. Branchenbeobachter fürchten jedoch, dass der Mobilfunkbetreiber im Heimatmarkt die Grenzen des Wachstums erreicht hat. Im Ausland und insbesondere in Lateinamerika verzeichnet der Konzern allerdings noch große Fortschritte. Eine komplette Übernahme von TIM schloss Telecom-Italia-Chef Tronchetti Provera aus. Gegenwärtig hält die Mutter etwas mehr als die Hälfte der TIM-Anteile. Anfang September hatte France Télécom angekündigt, ihre Mobilfunktochter Orange komplett zu schlucken. (ajf)