Postgewerkschaft macht Rationalisierungseffekte der Breitbandverkabelung zum Thema

Teilprivatisierung gefährdet Fernmeldewesen

04.02.1983

FRANKFURT (CW) - Als eine Mischung aus Dichtung, Wahrheit und Kommerz hat der Vorsitzende der Deutschen Postgewerkschaft (DPG), Kurt van Haaren, die Äußerungen des Bundespostministers auf einer Pressekonferenz am 28. Januar 1983 in Bonn bezeichnet.

Positiv, so Kurt van Haaren, sei die Ankündigung mehrerer neuer Dienstleistungen des Post- und Fernmeldewesens (zum Beispiel: Doppeltelefonanschluß, Fernwirkdienst Service 130) sowie die Ausweitung der Ausbildungskapazitäten der Deutschen Bundespost.

Eher Dichtung denn Tatsache seien Zahlenangaben über arbeitsplatzschaffende Wirkungen der Verkabelungspolitik des Bundespostministers. Die Behauptung, daß allein durch zusätzliche Investitionen von einer Milliarde Mark in der Breitbandverkabelung 20 000 Arbeitsplätze neu geschaffen beziehungsweise gesichert werden, ließe zum Beispiel die erheblichen Rationalisierungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit der Verkabelung völlig unberücksichtigt.

Eine Antwort auf Fragen der Postgewerkschaft nach der konkreten Zahl zusätzlicher Beschäftigungsmoglichkeiten bei der Deutschen Bundespost sei der Postminister bisher schuldig geblieben.

Schlichte kommerzielle Interessen bestimmten, so Kurt van Haaren, die Verkabelungsszene. Diese Befürchtung sei begründet; nach Aussage des Postministers wurden gemeinsam mit Vertretern von zwölf Firmen sowie Verbänden des Handwerks und der Industrie Kooperationsmodelle erarbeitet. Hingegen sei der Postminister bislang offensichtlich nicht daran interessiert, die Verbraucher, die Arbeitnehmer, die Personalvertretung, den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und die Deutsche Postgewerkschaft an derartigen Gesprächen zu beteiligen.

Im Interesse von Bürgern und Beschäftigten der Deutschen Bundespost muß eine Gefährdung des Fernmeldewesens durch Teilprivatisierung verhindert, die ausschließliche Netzträgerschaft und Netzverantwortung der Deutschen Bundespost gesichert sowie das grundgesetzlich geschützte Fernmeldegeheimnis garantiert bleiben, forderte der DPG-Vorsitzende.