In Halle 7 wird der erste Innovationsmarkt für die europäische Wirtschaft propagiert

Technologieforschung: Vorstufe zum Markterfolg

30.03.1984

Forschung und ihr technisches Ergebnis - die Technologie - sind nicht weniger marktfähig als Produkte. Auf anderen Ebenen allerdings und nach anderen Marketingstrategien, denn schließlich handelt es sich um "Vorprodukte", um Dienstleistungen und die dabei gefundenen technischen Problemlösungen. Die Besonderheit solcher neuen "Technologien" liegt darin, daß sie zwar für eine bestimmte Problemlösung entwickelt wurden. ihre Anwendungsmöglichkeiten aber weiter reichen und zunächst nicht übersehbar sind. In der begleitenden Ausstellung "Forschung und Technologie" will die Hannover-Messe AG auf den "Markt vor dem Produkt" aufmerksam machen.

Die Anwendungsvielseitigkeit technischer Problemlösungen, die Multifunktionalität von Technologien, wurde immer genutzt, wenn auch nie konsequent verfolgt. Durch sie wird das wirtschaftliche Potential einer Technologie unübersehbar. Es kann - zumindest in der Theorie - beliebig groß sein. In der Tat ist ernsthaft noch keine Technologie in ihrer ökonomischen Wiege ausgelotet oder gar ausgeschöpft worden. Hier liegt ein Brachland für Unternehmen, die diese Chance nutzen wollen, wie für jene, die sie erarbeitet haben.

Die Hannover-Messe hat bereits 1976 als neues Element die Fachmesse Forschung und Technologie geschaffen. Ursprünglich hatte sie experimentellen Charakter, ist aber heute fast etabliert als Technologiemarkt, als "Markt vor dem Produkt".

Ihre Aussteller hatten schon vorher erkannt, daß sie den "horizontalen Technologietransfer" - den Transfer entwickelter Problemlösungen in andere Anwendungsgebiete - mit konventionellen Marketingsinstrumenten nicht bewältigen konnten. Schließlich waren die potentiellen Märkte weitgehend unbekannt, schwer zu deffinieren und zu bewerten. Es bot sich also an, eine Messe zur Konfiguration neuer Technologien zu schaffen.

So ist die Fachmesse Forschung und Technologie im weltweit einmaligen Verbund der Hannover-Messe längst internationale Startrampe für neue Produkte und Ideen. 300 Direktaussteller und 100 zusätzlich vertretene Unternehmen, Großforschungseinrichtungen, Institute, Hochschulen und Organisationen der Wirtschaft werden vom 4. bis 11. April diesen "Markt vor dem Markt" auf 7500 Quadratmeter Netto-Standfläche in der Halle 7 als Dialogplattform nutzen. Indiz für den Stellenwert der Fachmesse als "erster Innovationsmarkt für Europas Wirtschaft": Der Bundesminister für Forschung und Technologie, Dr. Heinz Riesenhuber, hat erneut die Schirmherrschaft übernommen.

Einen der Anziehungspunkte der Fachmesse bildet auch 1984 die in Europa einmalige Konzentration von ausstellenden deutschen Hochschulen. Beteiligten sich t983 bereits 29 Universitäten, Technische Hochschulen und Fachhochschulen, so steigt 1984 ihre Zahl auf 35. Newcomer sind sechs Universitäten aus Baden-Württemberg mit einem Gemeinschaftsstand. In der Halle 7 wird so die Informationsflut konzentriert und kanalisiert: Voraussetzungen für einen echten Technologie-Dialog. Die Fachmesse macht deutlich, daß Informationen in Sachen Technologietransfer den gleichen Stellenwert haben wie die Produktionsfaktoren Kapital, Arbeit und Energie.

Welches Forschungspotential hinter den 300 Ausstellern der Fachmesse steht, ist nur schwer abzuschätzen. Allein die in einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossenen Großforschungseinrichtungen beschäftigen über 20 000 Mitarbeiter mit einem Jahresetat von rund 2 Milliarden Mark. Sie beteiligen sich 1984 das achte Mal als Anbieter und haben inzwischen ihre Einnahmen auf über 20 Millionen Mark gesteigert.