Technologieaustausch im PC-Video-Bereich Beteiligung an Vtel sichert Intel Standbein im TK-Markt

17.12.1993

MUENCHEN (gh) - Langsam, aber sicher bewegt sich das Video- Conferencing aus seiner "avantgardistischen" Marktnische, in der es manche Zeitgenossen immer noch sehen. Darauf weisen nicht zuletzt die juengsten Aktivitaeten des Prozessor-Giganten Intel hin, der mit Macht in den Wachstumsmarkt Telekommunikation draengt. So haben die Mannen um Andrew Grove ihre Videosoftware "Indeo Video" nach der Netzwerk-Company Novell nun auch an den texanischen Videospezialisten Vtel lizenziert. Gleichzeitig uebernahm Intel zehn Prozent der Vtel-Aktien.

Wenn man von Video-Conferencing spricht, redet man von einem weltweiten Marktvolumen "bis zu zehn Milliarden Dollar in den naechsten fuenf Jahren", umriss Vtel-Praesident Glenn Al Pierce auf einer Pressekonferenz in Muenchen die Dimensionen, die sich in diesem Marktsegment abzeichnen. Mit rund 230 Mitarbeitern und einem Umsatz im letzten Geschaeftsjahr von knapp 34 Milliarden Dollar stand das 1989 gegruendete Unternehmen mit rund 16 Prozent Marktanteil bis dato allerdings eher im Schatten grosser Player wie Picturetel oder BT - wohl auch aufgrund der bisher ueberwiegend nationalen Ausrichtung; immerhin werden derzeit noch fast 90 Prozent des Umsatzes im US-Markt generiert. Dennoch koenne man, wie Pierce nicht ohne Stolz hinzufuegte, von allen Wettbewerbern derzeit "das groesste Wachstum verzeichnen".

Nun wollen die Texaner aber auch im europaeischen Business kraeftiger Gas geben. Mit dabei helfen soll vor allem die Partnerschaft mit Intel, die nun neben der Anteilschaft der Grove- Company auch in ein weitreichendes Technologieabkommen muendete. Dabei beabsichtigen beide Unternehmen, eine Reihe von Videotechniken auszutauschen und gemeinsam weiterzuentwickeln. Vtel wird danach eigenen Angaben zufolge zunaechst Intels Indeo- Video-Software in die eigene Produktlinie integrieren. Ferner ist vorgesehen, dass die Texaner eine Reihe auf dem H.230-Standard basierender Lizenzen fuer ihre Video-Hardware an Intel abgeben, auf deren Basis dann kuenftige Intel-Produkte entwickelt werden sollen.

Blickt man in puncto Video-Conferencing auf Anwendungsrealitaet, so ist die Zeit grosser Studios mit tagelanger Vor- anmeldung der Uebertragungsleitung ein fuer allemal pass'e. Das Credo heutiger Einsatzszenarien im ISDN-Zeitalter lautet, entsprechende Systeme auf dem Schreibtisch aehnlich wie das Telefon ohne grosse Bedienungskenntnisse nutzen zu koennen.

Loesungen fuer Multimedia plus Videconferencing

Genau dieses immer populaerer werdende Marktsegment von Desktop- Loesungen wollen die Vtel-Marketiers mit Systemen ihrer "Benchmark"-Klasse bedienen. Die vom schwaebischen Kommunikationsunternehmen Buerotechnik Bisinger in Deutschland vertriebenen Systeme "Vtel 115", "Vtel 117" und "Vtel 127" sowie das neue Desktop-Modell "Deskmax" sind laut Hersteller Multimedia- und Videokonferenzsysteme, die vollkommen softwaregesteuert auf PC-Basis arbeiten.

Dabei werden alle Anwendungsbereiche unterstuetzt, die sich unter dem Sammelbegriff "Media-Konferenz" subsummieren lassen, also neben dem eigentlichen Video-Conferencing auch das Audio- Conferencing sowie den Austausch von Dokumenten und Computerdaten. Dabei kann sowohl auf einen ISDN-Basis- als auch auf einen Primaermultiplexanschluss zurueckgegriffen werden - bei variierbaren Uebertragungsraten von 128 Kbit/s (zwei mal 64 Kbit/s) bis 384 Kbit/s (sechs mal 64 Kbit/s). Ermoeglicht wird dies durch eine sogenannte "dynamische Bandbreitenanpassung", bei der je nach Anwendung mehrere B-Kanaele zusammengeschlossen werden.