Internationale Fachtagung nationaler Informatikinstitute:

Technologie-Wirkungsforschung fördern

01.12.1978

BONN (ee) - Die Wirkungen neuer Technologien, beispielsweise unmittelbar am Arbeitsplatz, im Verhältnis des Bürgers zur Verwaltung oder auch in der Freizeit, sollten künftig in verstärktem Maße Gegenstand der Forschung sein. Das verlangte der nordrhein-westfälische Wissenschaftsminister, Prof. Dr. Reimut Jochimsen, zur Eröffnung einer internationalen Fachtagung über die "Gesellschaftlichen Auswirkungen der Informationstechnologie", die bei der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD) auf Schloß Birlinghoven bei Bonn veranstaltet wurde. "Die technologiebezogene Wirkungsforschung", so sagte der Minister vor den Direktoren nationaler Informatikinstitute wörtlich, "muß jetzt mit Nachdruck gefördert werden, wenn wir die Chance eines eigenen europäischen Weges in der Ausschöpfung technologischer Potentiale nicht ungenutzt verstreichen lassen wollen".

Nach den Worten Jochimsens sollten sich vor allem die Sozialwissenschaftler der Probleme annehmen, aber umgekehrt müßten auch die Ingenieure, die Naturwissenschaftler und die Informatiker ihre Scheu vor sozialwissenschaftlichen Erkenntnissen, Perspektiven und Verfahren ablegen. Nach Auffassung von Jochimsen ist es heute noch verfrüht, über diese allgemeinen Forderungen hinaus schon einen bestimmten Weg zu empfehlen, auf dem sich das Ziel einer "sozialen Technologie" erreichen ließe. Insbesondere sei eine Entscheidung darüber verfrüht, ob die zu lösenden Aufgaben allein mit interdisziplinärer Kooperation zu erreichen sind oder ob darüber hinaus ein neues Berufsbild geprägt werden müsse, beispielsweise das eines technologiebezogenen Sozialwissenschaftlers.

Der Minister wies unter anderem darauf hin, daß angesichts eines unumgänglich notwendigen Vertrauens der Gesellschaft gegenüber der Wissenschaft die Wissenschaftler selbst zunehmend die gesellschaftliche Bedeutung ihrer Vorhaben bedenken und in die Forschungsplanung einbeziehen müßten.

Die GMD-Veranstaltung eröffnete erstmals die Möglichkeit für einen breiten internationalen Gedankenaustausch auf dem Gebiet der Wirkungsforschung. Neben den deutschen Forschungsergebnissen wurden zum erstenmal auch die Arbeiten anderer Länder vor einem internationalen Expertenkreis zur Diskussion gestellt.