Web

Technische Studiengänge werden immer unattraktiver

26.04.1999

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) – Wie die American Electronics Associaton (AEA) berichtet, entscheiden sich in den USA immer weniger amerikanische Schüler für einen technischen Studiengang. Trotz guter Berufsaussichten für Techniker und Ingenieure sinken die Absolventenzahlen kontinuierlich seit Anfang der neunziger Jahre. Allein im Zeitraum 1990 bis 1996 schrieben sich fünf Prozent weniger Studenten für die Studiengänge Mathematik, Physik oder Informatik ein. Laut AEA setzte sich dieser Trend auch in den vergangenen zwei Jahren fort. Hinzu kommt, so der Bericht der AEA, daß fast die Hälfte (45 Prozent) der Studenten, die ein technisches Studium mit einer Promotion abschließen, keine Amerikaner sind. Der Verband macht unter anderem das Schulsystem der USA für die Entwicklung verantwortlich, das die Schüler nur unzureichend auf eine technische Ausbildung vorbereite. Amerikas High-Tech Industrie, die händeringend qualifizierte Arbeitskräfte

sucht, konnte den US-Senat vergangenes Jahr dazu bewegen, einen höheren Ausländer-Anteil für die Branche zuzulassen. Kritiker werfen den Unternehmen jedoch vor, daß inländische Spezialisten aus Kostengründen übergangen würden.

Auch hierzulande liegt die Zahl von technisch qualifiziertem Personal weit unter dem Bedarf der Industrie. Wie Siegmar Mosdorf, parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftministerium, in seiner Eröffnungsansprache zum Stuttgarter Multimedia-Kongreß mitteilte, ist bundesweit gerade mal die Hälfte der 12 000 Informatik-Studienplätze belegt. Vor dem Hintergrund, daß Konzerne wie Siemens und SAP bereits 5000 Absolventen jährlich benötigen, ist es nicht übertrieben, von einem bundesdeutschen Bildungsnotstand in den technischen Studiengängen sprechen.