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Scoopcamp

Technik und Journalismus gehören zusammen

29.09.2011
Medienmacher müssen nach Ansicht der Interaktiv-Chefin der US-Nachrichtenagentur Associated Press, Shazna Nessa, stärker Technik und Journalismus miteinander verknüpfen.

"Wir brauchen mehr Entwickler im Newsroom und mehr Journalisten, die programmieren können", sagte Nessa am Donnerstag in Hamburg auf der Medienkonferenz Scoopcamp. Im digitalen Zeitalter habe sich die Kommunikation verändert. "Die neue Sprache heißt Programmieren."

Gefragt sei die Kombination aus Journalismus und IT-Know-how vor allem deswegen, weil im Internet Massen von Daten bereitstünden, in denen viele journalistische Geschichten verborgen seien. "Die menschlichen Möglichkeiten sind aber begrenzt, wir brauchen Computer, die die Datenfluten auswerten", sagte die AP-Journalistin.

Der sogenannte Datenjournalismus diene nicht nur der investigativen Berichterstattung. "Gerade Reporter können etwa in Grafiken umgesetzte Daten benutzen, um ihre Geschichten zu erzählen", sagte Nessa. Viele Zeitungen in den USA würden auf ihren Websites immer mehr interaktive Grafiken nutzen. So zum Beispiel bei der Atom-Katastrophe im japanischen Fukushima im März. "Die Idee, Nachrichten live über interaktive Grafiken zu verbreiten, ist gerade sehr gefragt."

Journalisten sollten sich der technologischen Entwicklung nicht entziehen, sondern sie vielmehr mit gestalten, sagte Nessa. "Bekämpft es nicht, sondern fühlt es", forderte sie die Medien auf.

Der ehemalige Chefredakteur von "Focus Online", Jochen Wegner, warnte die Medienunternehmen davor, bei der Umsetzung ihrer Produkte für Tablet-Computer alle technischen Möglichkeiten auszunutzen: "Es sieht toll aus. Aber niemand will das haben." Die Leser sollten beim Lesen eines digitalen Magazins keine Schwierigkeiten haben, sich zu orientieren und durch die Seiten zu blättern, sagte Wegner, der zusammen mit dem deutschen Software-Unternehmer Marco Börries das Berliner Unternehmen mag10 publishing gegründet hat. Es sei auch von Vorteil, die Anwender in die Lage zu versetzen, Inhalte aus der kostenpflichtigen Tablet-App im kostenlosen Web mit anderen Usern zu teilen. "Die beste Werbung für guten Content ist guter Content."

Arnd Benninghoff, Geschäftsführer von ProSiebenSat.1 Digital, sagte, in der Vergangenheit sei beim Fernsehen die Innovation immer von neuer Hardware bestimmt worden. Das habe sich aber geändert, weil das Internet via Hybrid-Fernsehen (HbbTV) auf dem Bildschirm angekommen sei. Sein Sender versuche, die Zukunft des TV durch eine starke Einbindung sozialer Medien wie Facebook und die Bereitstellung der Inhalte auf verschiedenen Plattformen wie Spielekonsolen oder Smartphones zu gestalten. Erfolgreich sei auch das Andocken von digitalen Spielen an die TV-Inhalte. "Das Fernsehen bleibt Leitmedium", sagte Benninghoff mit einem Verweis auf Zuschauerzahlen - erntete für diese These auf der Tagung aber auch Kritik.

Das Scoopcamp findet in diesem Jahr zum dritten Mal statt. Die Veranstaltung wird von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) und dem Business-Netzwerk Hamburg@work ausgerichtet. Sie will Journalisten und Programmierer in Medienbetrieben zusammenbringen. (dpa/tc)