TechConsult sieht für kleinere ERP-Anbieter schwarz

22.03.2006
Die Marktforscher raten den Herstellern aus der zweiten Reihe, ihre Geschäftspläne zu überprüfen. Der Marktanteile seien vergeben und die Wachstumsaussichten eher lau.

Die Experten von TechConsult gehen davon aus, dass deutsche Unternehmen im laufenden Jahr rund 1,142 Milliarden Euro für Enterprise-Resource-Planning-Lösungen (ERP) ausgeben werden. Das bedeutet ein Wachstum von etwa 1,4 Prozent. Der Löwenanteil davon ist mit 39,1 Prozent im Konzernsektor zu vergeben. Allerdings setzen in diesem Umfeld fast alle Unternehmen bereits eine Lösung ein. Wer Marktanteile bei den Großfirmen gewinnen möchte, muss Produkte des Wettbewerbs ablösen, folgert TechConsult-Analyst Alexander Kubsch. "Doch dies ist für alle Beteiligten mit erheblichen Kosten verbunden und verspricht relativ wenig Erfolg."

Viel versprechender sieht es Kunsch zufolge dagegen im Segment Small and Medium Business (SMB) aus. Hier steige nach wie vor der Einsatzgrad von ERP. Auf Anbieterseite tummelten sich jedoch rund 200 Hersteller, die sich in der Regel auf kleine Branchensegmente spezialisiert haben. Problematisch für die Anbieter sei dabei, dass mit der starken Spezialisierung die Zahl der potenziellen Neukunden begrenzt ist. Zudem erzielten die ERP-Hersteller wegen der meist geringen Zahl an Installationen nur dürftige Wartungs- und Support-Erlöse. Diese reichten in aller Regel nicht aus, um die eigenen Lösungen an die sich ändernden Anforderungen der Nutzer sowie neue Techniken anzupassen.

Der Ausweg aus dieser Misere ist für die meisten Anbieter nicht einfach, warnt der Marktforscher. Eine Expansion der Geschäfte, um beispielsweise im Ausland zusätzliche Kunden zu gewinnen, scheitert zumeist an der schwachen Finanzkraft und der Skepsis potenzieller Investoren. Außerdem seien die kleinen ERP-Hersteller wegen der kleinen Kundenzahl als Übernahmekandidaten für die Großen der Branche kaum interessant. Diese forderten, dass die Wartungserlöse zumindest die Weiterentwicklung der Produktlinie abdeckten. "Das ist in der Regel nicht in ausreichendem Maße gegeben."

Die Branchenhaie üben zudem mit eigenen Mittelstandsinitiativen einen immer stärker werdenden Druck auf die kleineren Hersteller aus. Erst zur CeBIT haben beispielsweise SAP und Microsoft neue Aktionen angekündigt, um ihr Standbein im Mittelstand zu stärken (siehe auch: Microsoft predigt den Digital Workstyle). Kubsch rechnet damit, dass SAP, Microsoft und Co. durchaus erfolgreich in diesem Segment agieren werden. Seiner Schätzung nach wird die installierte Basis der Großen im Mittelstand jährlich um zehn bis 15 Prozent wachsen - zu Lasten der kleineren Anbieter.

Der Analyst geht davon aus, dass sich das Konsolidierungstempo wegen des wachsenden Modernisierungsdrucks der Anwender in den kommenden Jahren noch beschleunigen wird. TechConsult erwartet, dass sich in fünf bis sieben Jahren nur noch 30 Anbieter 95 Prozent des deutschen ERP-Marktes teilen werden. Angesichts dieser Entwicklung rät Kubsch den kleineren Anbietern, Partnerschaften mit den Großen zu suchen. (ba)